The Da Vinci Code - Sakrileg USA 2006 – 149min.
Filmkritik
Die Lust am Beweisen
Anhaltende weltweite Proteste, ein eigener kleiner Plagiatsprozess: «The Da Vinci Code» ist längst ein Perpetuum Mobile aus Kontroverse und Werbung geworden. Zum Start der Bestsellerverfilmung hat ein Inder sogar einen Hungerstreik gestartet. Man könnte ihm Entwarnung geben, denn Regisseur Ron Howard beleidigt nicht Jesus, sondern höchstens ein bisschen die Zuschauer.
Es ist, als hätte man den fulminanten Start von Ron Howards Zweieinhalbstünder bereits gesehen: Ein Kurator rennt durch die Gänge des Louvre, ein Albino in Mönchskutte (Paul Bettany, sehr toll) verfolgt ihn, es spielt dazu Hans Zimmers Score (donnernd wie immer), der Kurator stirbt. Im Nebenzimmer tritt Tom Hanks als Symbolexperte Robert Langdon auf, ein verbohrter Polizist (Jean Reno) holt ihn wenig später aus der Signierstunde. Langdon soll bei der Mordaufklärung mithelfen, denn das Opfer hat seltsame Zeichen hinterlassen. Und bald stösst auch die Polizeikryptologin Sophie Neveu (Audrey Tautou) dazu.
Der temporeiche Beginn zieht sofort in den Bann. Was danach folgt, hat viel mit Glauben zu tun, vor allem mit Howards Hoffnung auf leichtgläubige Zuschauer: Langdon und Neveu begeben sich höchst fatalistisch auf eine puzzlehafte Schnitzeljagd, die gleichzeitig Handlungsmotor ist. Das Paar knackt Zahlenreihen oder interpretiert Gedichte, das Rätselhafteste bleiben allerdings die Motivationen des Duos, überhaupt irgendetwas zu tun. Da ist es gut, dass Ian McKellen bald als wuseliger Religionsgelehrter Sir Leigh Teabing auftreten darf, er hat Spass an seiner Rolle und darf die (literarische) Hauptthese Dan Browns präsentieren, wonach Jesus mit Maria Magdalena ein Kind gezeugt habe, die Nachfahren noch heute lebten und die katholische Sekte Opus Dei alles vertuschen wolle.
Man muss das Buch nicht gelesen haben, um den stilvollen Film zu verstehen. Das hat sich auch Howard so gedacht, der Geschichtliches wie die Hexenverbrennung mit ambitionierten nachgestellten Szenen illustriert. Allerdings wird auch Selbsterklärendes wie die Flucht aus einem Flugzeug noch im Nachhinein filmisch beglaubigt: Was nicht sichtbar ist, gibt es nicht. Bei all dem Lehrerhaften fehlt dem Thriller etwas der Thrill, dafür gibt's umso mehr das Er - unzählige wirkliche und fiktive Religionsmythen, leere Kirchen, bei denen die Sonne immer quer hineinleuchtet: Es ist manchmal ein bisschen wie früher, als man mit den Eltern katholische Hotspots ansehen ging.
Was Howard gemacht hat, ist eine psychologisierte Version des Buches: Aus Langdon wird gegen Ende des Films sogar noch halbwegs ein Mann des Glaubens. Damit werden konservative Hollywoodkonventionen bedient, gleichzeitig wird aber auch Browns Buchthese völlig entschärft. Es ist dieses Lauwarme, Zurückhaltende, das stört an dem Film. Man sieht ihm zwar an, wie mühevoll gearbeitet wurde, um das Erfolgsbuch auf die Leinwand zu werfen. Unter der Lust am Beweisen und dem umsichtigen Richtigmachen erdrückt Howard aber das Kinoerlebnis etwas. Es ist ein kluger (und unkontroverser) Film - aber er ist eben auch unsexy, sehr erwachsen, verstaubt, redselig, etwas langweilig. Und er lässt jeglichen Humor vermissen. Aber dafür gibt es ja «Monty Python and the Holy Grail».
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Kommentare
ich glaube kaum ein film hat im vorfeld so viel aufsehen erregt wie die verfilmung des dan brown-bestsellers "the da vinci code".
vorne weg muss ich sagen, dass ich das buch nicht gelesen habe. vielleicht werd ich es tun um in dem ganzen wirrwarr etwas klarer zu sehen.
die besetzung lässt pompöses vermuten. tom hanks in der hauptrolle, als ahnungsloser wissenschaftler. eine neutrale figur, solide gespielt. ich glaube nicht, dass er sein volles potential ausschöpfen konnte. dafür lässt ihm die figur bisschen zu wenig platz.
paul bettany als fanatischer opus dei-anhänger fand ich hingegen glänzend. sein starrer psychotischer blick. einfach irre, wahnsinn. sein schauspiel, seine gangart, die schreie bei der selbstkasteiung die einem selbst durchs mark fahren. fantastisch!
und nicht natürlich sitzt nicht irgendeiner im regiestuhl. nein, man wählte einen aus dem obersten regieolymp: ron howard. ich meine, hallo! ron howard!
in früheren filmen hat er brilliert und auch in "the da vinci code" macht er hervorragende arbeit. aber irgendwo durch hat sein werk das nachsehen.
lobenswert ist sicherlich mal die goldige kameraführung, einfach ein augenschmaus, wie der zuschauer von anfang an verwöhnt wird mit seiner mystik. sagenhaft, auch die in die szene eingeblendeten rückblenden auf die alten zeiten. dann noch die musik, hach, die musik. hans zimmer kann absolut niemand was vormachen. wieder mal trifft er voll den geschmack, diesmal mehrheitlich zwar mit mystischen choralgesängen, doch alleine wegen dem ende hat sich der film schon gelohnt.
wie dem auch sei, eine interessante schnitzeljagd ist der film, aber halt eben, nur interessant. für einen thriller ist er bisschen auf der mystischen schiene liegen geblieben. was fehlt ist die spannung, wie sie ständig im buch hochgejubelt wird. dem film fehlt das gewisse etwas. bei mir wollte der funken nicht so ganz rüberspringen.
jedenfalls bin ich gespannt auf die "angels & demons"-verfilmung (wovon ich das buch gelesen hab) von nächstem jahr und mal sehen, was ron howard diesmal daraus machen wird.
man war diesmal etwas zu vorsichtig, vielleicht ist das buch einfach ein bisschen zu gut für die leinwand.
3 einhalb sterne runde ich noch grad mal auf 4 auf.… Mehr anzeigen
Der Film ist sehr gut gemacht, man fiebert richtig mit. Natürlich ist das Buch besser, das ist keine Frage - aber Tom Hanks hat wieder mal bewiesen, dass er ein toller Schauspieler ist.
Ich finde es ist eine sehr spannende Geschichte die Dan Brown da geschrieben hat. Auch wenn mir das Buch deutlich besser gefallen hat, finde ich trozdem das sie die Geschichte sehr gut umgesetz haben.
Ist ja meistens so das einem das Buch besser gefällt. Auf jeden Fall- Hut ab. Sehr, sehr guter Film.… Mehr anzeigen
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