Transylvania Frankreich 2006 – 102min.

Filmkritik

Liebe, Land und Leute in Transylvanien

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Auf einer bildgewaltigen Reise durch Transylvanien sucht eine junge Frau den Vater ihres noch ungeborenen Kindes. Die Spurensuche wird zu einem Streifzug durch das rumänische Hinterland mit seinen eigenwilligen Landschaften und lebenslustigen Bewohnern. Die Hauptdarstellerin Asia Argento bleibt im Vergleich dazu jedoch farblos.

Auf der Suche nach ihrem Geliebten begibt sich die schwangere Zingarina nach Transylvanien. Sie hatte ihre grosse Liebe, den Vater ihres noch ungeborenen Kindes, in Frankreich kennengelernt und folgt ihm nun in seine Heimat nach, nachdem dieser Frankreich verlassen musste und verschwand. Die Spurensuche führt sie und ihre Freundin auf einen Streifzug durch die eigenartige Landschaft Transylvaniens, deren Bewohner anfangs rau und wortkarg erscheinen, jedoch bald eine grosse Lebensfreude offenbaren.

Zusammen mit seiner Hauptfigur lässt sich der algerische Regisseur Tony Gatlif durch Transylvanien treiben. Dabei zeichnet er ein liebevolles Bild der Einheimischen, die sich in einer ärmlichen und unwirtlichen Gegend behaupten müssen. Dennoch ist ihr Leben geprägt von allgegenwärtiger Musik und zahlreichen Volksfesten. Fasziniert von Land und Leuten inszeniert Gatlif immer wieder beeindruckende Bilder.

Doch die Figuren bleiben seltsam eindimensional. Zingarina wird einzig durch ihren Liebeswahn charakterisiert, ansonsten bleibt sie nahezu eigenschaftslos. Selbst Asia Argento vermag für diese Figur, die sich passiv durch die Filmhandlung treiben lässt, kaum Interesse wecken. Auch die Handlung zielt in erster Linie auf die eindrücklichen Bilder ab, deren Poesie und Symbolik oftmals aufgesetzt wirken. Interessanter ist da die Figur des Tchangalo, eines gutmütigen Lebenskünstlers, dem Zingarina auf ihrer Reise begegnet und den Birol Ünel hervorragend als Nomaden mit rauem Charme spielt. So verlässt dann auch der Film selbst bald einmal seine eigentliche Hauptfigur und folgt Tchangalo, der sich als Schwarzhändler durchschlägt.

So ist "Transylvania" zwar eine liebevolle und schöne Begegnung mit Land und Leuten, die Erzählung rückt dabei jedoch in den Hintergrund. Auch das Klischee der ärmlichen, aber lebenslustigen Landbevölkerung wird stellenweise etwas arg strapaziert. Als wohlwollendes Portrait Transylvaniens überzeugt der Film aber dennoch, als Road-Movie und Charakterstudie hingegen kaum.

18.05.2021

3

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

sihler

vor 17 Jahren

Im tristen, nebeligen Rumänien spielend. Ein Mädchen, Zingarina, auf der vergeblichen Suche nach der Liebe ihre Lebens, ihr Zusammenbruch, ihre totale Aufgabe in der Folklore des Landes, Perchtenumzüge, ekstatische Tänze usw. Alles, was so die Vorstellung eines Gypsy-Lebens ausmacht, wird aufgeboten, bis hin zur Geburt im Schnee. Aber Gatlif zitiert, um die Zitate aufzuheben. Nicht das Klischee wird bestätigt, sondern die allmählich aufkeimende Liebe zu einem zigeunernden Antiquitäten-Händler. Das Leben abseits der Klischees vom saufenden, tanzenden Zigeunern und von bettelnden Kindern und Frauen. Ein Land zwar in Auflösung, aber dennoch voller Menschlichkeit.
Asia Argento und Birol Ünel raufen sich zusammen. Am Ende steht ein neues Leben, ein neues Kind. Von wem, ist da schon nebensächlich geworden...... (hds)Mehr anzeigen


sihler

vor 17 Jahren

Im tristen, nebeligen Rumänien spielend. Ein Mädchen, Zingarina, auf der vergeblichen Suche nach der Liebe ihre Lebens, ihr Zusammenbruch, ihre totale Aufgabe in der Folklore des Landes, Perchtenumzüge, ekstatische Tänze usw. Alles, was so die Vorstellung eines Gypsy-Lebens ausmacht, wird aufgeboten, bis hin zur Geburt im Schnee. Aber Gatlif zitiert, um die Zitate aufzuheben. Nicht das Klischee wird bestätigt, sondern die allmählich aufkeimende Liebe zu einem zigeunernden Antiquitäten-Händler. Das Leben abseits der Klischees vom saufenden, tanzenden Zigeunern und von bettelnden Kindern und Frauen. Ein Land zwar in Auflösung, aber dennoch voller Menschlichekit.
Asia Argento und Birol Ünel raufen sich zusammen. Am Ende steht ein neues Leben, ein neues Kind. Von wem, ist da schon nebensächlich geworden...... (hds)Mehr anzeigen


Mehr Filmkritiken

Typisch Emil

Hölde - Die stillen Helden vom Säntis

Tschugger - Der lätscht Fall

Sauvages - Tumult im Urwald