Er ist einer der erfolgreichsten Schweizer Spielfilme - zumindest, was die Festivalausbeute betrifft. Der Kurzfilm des Berners Reto Caffi hat viel mehr als nur den Berner und Schweizer Filmpreis 2008 gewonnen. Nur für den Oscar hat's nicht ganz gereicht.

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Er schaut anderen auf die Finger, die eventuell lange Finger machen. Aber Warenhausdetektiv Rolf (Roeland Wiesnekker) hat auch ein Auge auf die deutsche Buchhändlerin Sarah (Catherine Janke) geworfen, die im Kaufhaus arbeitet. Er bleibt aber aus Scheu auf Distanz - auch in der Bahn auf dem Heimweg. Als er eines Abends beobachtet, dass sie von einem Mann begleitet wird, der sie offenbar gut kennt und im Streit den Wagen verlässt, wird er Zeuge, wie der junge Mann angepöbelt wird. Rolf greift nicht ein, obwohl er sieht, dass die drei Jugendlichen auf den Mitfahrer einschlagen. Am nächsten Tag erfährt er, dass das Opfer an den Schlägen starb und Sarahs Bruder war.

Reto Caffi, der bisher einige Kurzfilme gedreht hat, bringt in nur 30 Minuten brennende gesellschaftliche Phänomene auf den Punkt. Eine gewaltbereite jugendliche Gruppe kühlt ihr Mütchen an einem Passanten - gedankenlos, verantwortungslos, hemmungslos. Zeugen schauen weg, verweigern Hilfeleistung. Rolf ist ein Voyeur, der unfähig ist zu kommunizieren und eine Beziehung aufzubauen. Von unterschiedlichen Gefühlen belastet, kann er keine eigenen entwickeln. Und Sarah bleibt in ihren Selbstvorwürfen gefangen.

Obwohl der Bund dem kleinen Meisterwerk die Unterstützung versagte, ist Caffis Film nicht auf der Strecke geblieben. Ganz im Gegenteil: «Auf der Strecke» hat unglaublich viele Preise an Festivals eingeheimst, den Studentenoscar gewonnen und ein richtiges Goldmännchen nur um Haaresbreite verpasst. Kulturchef Nicolas Bideau sollte sich an diesem unkonventionellen, aber wahrhaften Film ein Beispiel nehmen, statt auf Mainstream («Tell») und Provokation («Die Räuberinnen») zu setzen.