Der Klang des Herzens USA 2007 – 114min.

Filmkritik

Kling, Bübchen, klingelingeling

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Den Filmen "Meine schöne Bescherung" oder "Fred Claus - Die Gebrüder Weihnachtsmann" zum Trotz - Filme für die Feiertage müssen nicht immer auch an Weihnachten spielen. Kirsten Sheridan zumindest hat mit "Der Klang des Herzens" ein astreines Märchen inszeniert, und das ganz ohne Wichtel, Feen oder Rentiere.

Die Tochter von Jim Sheridan erzählt in ihrem zweiten Langfilm nach dem zu Unrecht kaum bekannten "Disco Pigs" vom 11-jährigen Evan (Freddie Highmore), der zwar in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, aber doch nicht daran glauben mag, dass seine Eltern nicht mehr leben. Sobald sich die Gelegenheit ergibt, bricht er auf in die nah gelegene Metropole New York, um nach ihnen zu suchen - und erweist sich ganz nebenbei als musikalisches Genie. Gleichzeitig streifen der ehemalige Rockmusiker Louis (Jonathan Rhys Meyers) und die Cellistin Lyla (Keri Russell) sehnsuchtsvoll durchs Leben, nachdem sie elf Jahre zuvor eine einzige, wunderbare Nacht miteinander verbracht und weder Nummern noch Nachnamen ausgetauscht haben.

Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, wie diese Handlungsstränge zusammenhängen und letztlich Richtung Happy End verknüpft werden. Aber es bedarf schon zweier verwegener Drehbuchautoren (Nick Castle und James V. Hart), die das Ganze so konstruieren, dass sich hier tatsächlich alles zusammenfügt und sich die Figuren immer wieder am Washington Square einfinden. Vorhersehbar und ganz fern jeglicher Glaubwürdigkeit ist das, aber genau das kann man von einem Märchen wohl erwarten.

Doch selbst wer mit genügend Lust auf eine sentimentale Fabel ins Kino geht, dürfte von "Der Klang des Herzens", der im Original wesentlich weniger pathetisch "August Rush" heißt, an seine Grenzen gebracht werden. Was hier, vom überehrgeizigen Musikervater über den gut gelaunten Gospelchor bis hin zum Sinfoniekonzert unterm Sternenhimmel, aufgefahren wird, ist nicht nur in musikalischer Hinsicht mehr als zuviel des Guten. Auf dem gesamten Film lastet derart schwer ein tränendrüsiger Saccharinschmelz, dass man sich gen Schluss gegen jeden Anflug von feuchten Augen mit Händen und Füßen sträuben und lieber wieder zu den Weihnachtsplätzchen greifen will.

Da kann auch die namenhafte Besetzung wenig ausrichten. Russell ist in erster Linie niedlich und Rhys Meyers mal wieder verwegen sexy. Auch Highmore ist genau so putzig, wie man ihn aus "Charlie and the Chocolate Factory" in Erinnerung hat, nähert sich allerdings doch spürbar der Pubertät, was ein neues Rollenprofil dringend von Nöten macht. Es ist Robin Williams, der als skrupelloser, aber doch irgendwie gutherziger Anführer einer Gruppe von Straßenkids dem Film seine einzigen Momente von Schwung verleiht. Und ganz nebenbei eine wunderbare Bono-Imitation abliefert!

17.02.2021

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Kommentare

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fran

vor 16 Jahren

Ich habe den Film auf English gesehen. Die Filmmusik ist super. Ich hab mich nur gefragt, ob die Eltern nicht nach 11 Jahren aelter aussehen muessten?
Wenn ihr Filme die nicht auf Tatsachen beruhen moegt, dass lasst euch von den Klaengen von "August Rush" verwoehen.


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