Filmkritik
Auf der Spur der Wüstenfreaks
Der Schweizer Filmemacher Felix Tissi hat sich auf die Suche nach Menschen gemacht, die sich in der Wüste suchen und manchmal auch verlieren. Gefunden hat er verschiedene Geschichten von Menschen, die er sogar selbst - vermutlich liebevoll - als Freaks und Spinner bezeichnet.
Eine seltsame Kraterlandschaft eröffnet den Film «Desert - Who is the Man?». Eine Gegend auf dem Mond? Nein, da suchen Menschen im Sand nach Gegenständen. Dann taucht ein Mann zwischen Totenschädeln auf. Langsam entwickelt sich eine Art Erzählung. Wissenschaftler berichten von Zeichnungen in der Wüste, die den Menschen durch ihre Rätselhaftigkeit Trost spenden. Doch die Wüste sei lediglich ein temporärer Aufenthaltsort in der modernen Gesellschaft. Froh sei, wer wieder in die Zivilisation zurückfindet.
Die rund 2000 Jahre alten, nur aus der Luft sichtbaren Zeichnungen sind die Nasca-Lines in Peru. Danach berichtet die Tänzerin Cécile Keller von ihrem Aufenthalt in der weissen Wüste bei Bahariya in Ägypten, wo sie sich hat aussetzen lassen. Zunächst ist sie erfreut über die Gesellschaft einer Fliege. Als sie dann aber plötzlich von mehreren Insekten umschwirrt wird, lässt die Toleranz sichtlich nach.
Im kalifornischen Niland begegnen wir Leonard Knight, der auch schon in «Into the Wild» an seinem «Salvation Mountain» baute. Eine Hopi-Indianerin berichtet in New Mexico von ihrem mühevollen Leben. Ein paar Touristen besteigen mit ihren Kameras den Mosesberg auf der Halbinsel Sinai in Ägypten. Archivmaterial zeigt die fürchterlichen Atomtests in Nevada. Schliesslich tanzen am Burning Man Festival in der Wüste Nevadas Tausende Künstler, Freaks und Spinner bei der Verbrennung von «The Man» zwischen Extase und Andacht.
Da Felix Tissi die Absicht hat, einen fiktiven Wüstenplaneten zu entwerfen, verzichtet er auf die Angaben der Orte. Er nähert sich seinen Figuren völlig vorbehaltlos. Das ist auch schon die grosse Stärke des Films. Von der Form her ist der Film in Anbetracht des Themas ziemlich unspektakulär. Die Aufnahmen und Aussagen von den Schauplätzen scheinen eher zufällig aneinandergereiht. Zwischendurch lassen sich betörende oder auch surreale, unwirkliche Bilder erkennen. Etwas gar prätentiös wirken hingegen die entfärbten und verlangsamten Aufnahmen. So ergibt sich ein Wüstenfilm mit beschränkten Schauwerten und geringem Erfahrungsgehalt. Wer möchte, kann in den Begegnungen mit diesen Personen einen tieferen Sinn des Lebens erkennen - so wie auch die Zeichnungen in der Wüste auf vielfältige Art gedeutet werden können. Auf die übrigen Betrachter wirkt diese Wüstenexpedition ziemlich abgehoben.
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