Hello Goodbye Schweiz 2007 – 89min.
Filmkritik
Der lange Abschied
Ein Kammerspiel mit zwei Hauptpersonen: Ein todkranker Vater möchte von seiner Tochter begleitet werden - beim Sterben. Das fordert beiden einiges ab. Stefan Jäger hat seinen Film "Hello Goodbye" gemeinsam mit den Schauspielern Stefan Gubser und Mona Petri entwickelt. Entstanden ist eine filmische Gratwanderung, die vor Abstürzen nicht gefeit ist.
Das Leben sei banal, meint Michael (Stefan Gubser), und heute sei ein so banaler Tag - zum Sterben. Der Todkranke konfrontiert seine Tochter Melina (Mona Petri) mit diesem Vorhaben. Er hatte sie einige Zeit vorher in sein Vorhaben eingeweiht. Sie soll ihn, den der Lungenkrebs zermürbt hat, begleiten, wenn er seinen tödlichen Drink schluckt. Aber jetzt? Heute? Melina ist schockiert, dass die Nacht des Abschieds gekommen ist. Sie ist glücklich, frisch verliebt in Carla und soll nun auf der Stelle die Rolle der Sterbensbegleiterin spielen. Natürlich will sie ihren Vater mit allen Mitteln von seinem Vorhaben abbringen. Doch auch Erinnerungen an schöne gemeinsame Momente können die reale Situation nicht übertünchen. Er ist fest entschlossen.
"Hello Goodbye" ist eine Gratwanderung zwischen Lebensfreude, Abschied und Verlust. Stefan Jäger hat sein Kammerspiel zusammen mit den Schauspielern Stefan Gubser und Mona Petri entwickelt. Der Regisseur hat Erfahrung mit Improvisationen. Bereits beim Spielfilm "Birthday" erarbeitete er Handlung und Figuren mit seinem Ensemble. In langen Probephasen feilte man nun auch jetzt an den Vater- und Tochter-Figuren und Background-Stories. Erst dann sei man in die eigentliche Geschichte eingestiegen, berichtete Mona Petri. Stefan Gubser hat sich intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt und sich auf einen Todkranken eingelassen, auf den krebskranken Röne (sic!), der inzwischen gestorben ist. Ihm ist der Film gewidmet.
Die Schauspielerleistungen sind fraglos stark. Stefan Gubser glänzt, und Mona Petri steht ihm wenig nach. Einen seltsamen Auftritt als besoffene Freundin Carla liefert Francesca Tappa - ein echter Fehltritt in einem Drehbuch, das über weite Strecken gekünstelt wirkt. Die Grundstimmung ist düster, Michael hat sein Haus leer geräumt. Daran können auch Flashbacks nichts ändern, die an glückliche Zeiten erinnern. Kameramann Piotr Jaxa hat aber schon auch bewegende Momente eingefangen. Er bleibt hautnah dran, dennoch wirkt vieles geschönt, allzu ästhetisisiert. Etwa nach dem Motto: Alles ist so traurig, aber das Leben geht weiter. Voyeuristisch wirkt Jägers "Intimspiel" indes nicht, eher etwas unwirklich und erarbeitet, nicht erlebt. "Hello Goodbye" steht trotzdem für einen mutigen Versuch, sich auf Leben und Tod einzulassen.
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Kommentare
Ich habe den film am Zürich Film Festival gesehen und er hat mich tief beeindruckt. Es ist sehr mutig, einen so intimen Film übers Sterben zu machen. Mona Petri spielt sehr realistisch. Ich glaube in ihrer Situation wäre es mir ganz ähnlich gegangen.
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