Die Liebesabenteuer des Herrn Molière Frankreich 2007 – 120min.

Filmkritik

Hauptsache lustig

Filmkritik: Eduard Ulrich

In seinem zweiten Spielfilm verknüpft Laurent Tirard unterhaltsam Bio- und Autografisches seines Titelhelden. Leider opfert er den Pointen die historische Glaubwürdigkeit. Entstanden ist so ein Film, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt.

Schon die erste Szene gibt den Tarif durch: Während Molières Theatertruppe eine Farce aufführt, erscheint der Gerichtsvollzieher mit Weibel - wohl, um wenigstens die Tageseinnahmen zu konfiszieren. Molière selbst aber veralbert die beiden Amtspersonen derart handfest, dass sie ihren Auftrag nicht ausführen können, sondern zum Gespött des Publikums werden. Das ist alles mit Maßen lustig anzusehen, die historische Realität wird es kaum treffen, eher ist es von einer Szene aus Molières Werk inspiriert.

Also weiter: Natürlich wandert der Komödiendarsteller, der Molière zu dieser Zeit war, dafür ins Gefängnis. Umso überraschter ist er, als er bald von einem reichen Händler sozusagen freigekauft wird, der einen Theaterfachmann benötigt, um seinen eigenen Einakter auf Vordermann zu bringen. Mit dieser selbstgeschriebenen Szene, in der er sowohl die männliche als auch die weibliche Hauptperson mimt, möchte er Herz, aber besonders Hand einer jungen, hübschen und vor allem adligen Dame gewinnen, um endlich einen Platz bei Hofe einnehmen zu können. Denn, obwohl seine Geschäfte hervorragend laufen, er eine kluge und attraktive Ehefrau und eine charmante und gebildete Tochter hat, ist er vom Ehrgeiz besessen, in den Adelsstand aufzusteigen.

Allerdings weiss er nur zu gut um seinen eklatanten Bildungsmangel und zwischen Selbstzweifeln und Selbstüberschätzung ist er so verunsichert, dass ihm der gesunde Menschenverstand abhanden kommt. Auch diese Figur ist derart überzeichnet, dass sie nur als Kunstgeburt durchgeht und nicht als Mensch aus Fleisch und Blut. Aber weiter: Diese Verunsicherung macht sich nicht nur ein verarmter Adliger zu Nutze, auch für Molière tun sich grandiose Chancen auf, wie er, endlich auf dem feudalen Landsitz angekommen, den er ohne Erlaubnis nicht verlassen kann, bald erkennt. Auf diesem Landsitz nimmt die Posse nun endlich etwas an Fahrt auf, und amouröse Perspektiven eröffnen sich, als die Hausherrin dem festgesetzten Dichter ihren Business-Plan verklickert.

Trotzdem bleiben die Verwicklungen absehbar und verlassen nie das Terrain einer imaginären Theaterbühne, obwohl sich die SchauspielerInnen redlich Mühe geben. Meiner Meinung nach sind aber gerade die beiden Hauptrollen des Molières mit Romain Duris und seinem variationsarmen Minenspiel sowie des Händlers mit Fabrice Luchini und seinem kultivierten Charme fehlbesetzt. Und sogar Ludivine Sagnier wirkt mit ihrer burschikosen Direktheit wie eine Gymnasiastin, die ein historisches Kostüm trägt.

12.09.2012

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Ein munterer Spaß, der einen Abschnitt aus dem Leben von Moliere beinhaltet. Es geht recht bombastisch und farbenfroh zu, wenn es auch bisweilen an der Logik etwas hapert. Dafür gibt’s geistreiche Repliken und überraschende Wendungen. Ein Höhepunkt von Kameraarbeit und Handlung ist der Dialog der Liebenden jeweils mit ihrem Spiegel, der in einem imaginären Kuss endet. Der deutsche Titel verspricht völlig unzutreffend eine Vielzahl von amourösen Abenteuern. Die gibt es zwar, aber nicht von Herrn Molière, sondern in seinem Umfeld. Stattdessen wirkt er als Vermittler und Friedensstifter in Sachen Ehe. Die Schauspieler überzeugen - vor allem Laura Morante - lediglich der Titelheld (Romain Duris) ist eine glatte Fehlbesetzung. Die Langhaarfrisur muss wohl sein, aber sein starrer bukolischer Gesichtsausdruck mit O-li-ba verschließen den glaubhaften Zugang zu einem subtilen, geistreichen Meister der Pointen. Kostümfans des Barock kommen voll auf ihre Kosten.Mehr anzeigen


alva

vor 16 Jahren

Die Aufmachung erinnert sehr an 'Shakespeare in Love', aber die Schauspieler sind top, deshalb ist dieser Film ein Hammer


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