Das neue Leben des Herrn Horten Dänemark, Frankreich, Deutschland, Norwegen 2007 – 90min.
Filmkritik
Die letzte Dienstfahrt wird zum Aufbruch
Einer will seine letzte Dienstfahrt machen und verpasst sie. Dafür holt er nach, was er in seinem Leben verpasst hat: Pensionär Horten begibt sich auf eine Odyssee und stolpert in sein kleines, privates Glück.
Als Lokführer verläuft das Leben in festen Bahnen, beziehungsweise Gleisen. Odd Horten (Bård Owe, Jahrgang 1936) hat treu und zuverlässig seinen Dienst versehen zwischen Oslo und Bergen. Nun soll der 67-jährige verabschiedet werden. Am Abend vor seiner letzten Dienstfahrt wirft ihn ein kleiner Junge aus der Bahn. Auf der Suche nach einem Freund gerät er in einem Gebäude, das umgebaut wird, nächtens in eine fremde Wohnung. Ein Knirps bittet den alten Mann, an seinem Bett wach zu bleiben, bis er eingeschlafen ist. Kein Wunder, dass auch Horten einschläft - und verschläft. Sein letzter Zug fährt ihm vor der Nase weg.
Was tun? Horten, uniformiert wie eh und je, sucht Freunde auf, genauer: Er versucht sie aufzufinden. Dabei gerät er unversehens in die Hände des Flughafenzolls (natürlich besitzt er keine Drogen, obwohl der Schnüffelhund angeschlagen hat). Er macht die Bekanntschaft eines halbtrunkenen Phantasten, erbt einen Hund namens Molly und schwingt sich in Oslo vom Holmenkollen, der ältesten Sprungschanze der Welt.
Es sind Begegnungen zwischen Tag und Traum. Auf seiner stillen Odyssee (Dialoge sind rar) ins kleine Glück erlebt der Oldie Odd wundersame Augenblicke, beispielsweise mit einem liebenswürdigen Spinner, der seine alte "Schildkröte" (Citroen) blindlings steuert, mit afrikanischen Masken und uralten Holzlatten, die einst dem Skisprung dienten. Hortens Mutter, die an Altersdemenz leidet, hatte einst davon geträumt, Skispringerin zu werden. Die Zeiten waren anders und sind es diesbezüglich wohl heute noch.
Als dem Ex-Lokführer ein Paar uralte Skilatten unter die Finger kommen, packt er es an und besteigt die Holmenkollen-Schanze in Oslo. Wie Junggeselle Horten dann auf roten Stöckelschuhen sein privates Glück findet, sei hier nicht verraten.Der norwegische Allrounder Bent Hamer (Buch, Regie, Produktion) hat der alten, aber noch rüstigen Generation ein liebenswürdiges Denkmal gesetzt. Pfeifenraucher Horten könnte einem Aki Kaurismäki Film entsprungen sein. Eine wortkarge fatalistische Figur. Hamer setzt mit "O'Horten" und dem "Neuen Leben des Herrn Horten" seine lakonische Filmarbeit à la "Kitchen Stories" unverblümt fort. Er kommt so herrlich karg, kurios und kernig daher, als hätte sich Buster Keaton ins winterliche Norwegen verirrt. Auch dank des 72-jährigen Schauspielers Bård Owe, der einigen vielleicht aus Lars von Triers Fernsehserie "Geister" bekannt vorkommt.
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Kommentare
melancholisch, poetischer film – schöne dialoge, starke bildsprache. ehrliche und liebevolle portraits von ausgeprägten und sonderbaren Persönlichkeiten, die man überall finden würde, würde man nur genau hinsehen..
Einfach nur langweilig und seicht. Der Film dümpelt so vor sich hin und man fragt sich die ganze Zeit, was das jetzt soll..
Ein Film mit stellenweise einigen Längen, aber auch skurilen und witzigen Momenten. Schwer einzuordnen: Lässt einen nicht kalt, aber so richtig heiss ist der Film auch wieder nicht.
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