Oscar Niemeyer - Das Leben ist ein Hauch Brasilien 2007 – 90min.
Filmkritik
Lebendige Architekturgeschichte
Porträt über den "Meister der Kurven", den ebenso gefeierten wie umstrittenen Stararchitekten Oscar Niemeyer, welcher die moderne Architektur mit Stahlbeton und Kurvenformen revolutioniert hat.
Der Brasilianer Oscar Niemeyer gilt als Wegbereiter der klassischen Architektur-Moderne und ist gleichzeitig deren letzter noch lebender Vertreter. Zu seinem 100. Geburtstag entstand 2007 - nach zehnjähriger Produktionszeit - ein Dokumentarfilm über den einflussreichen Architekten, zu dessen bekanntesten Entwürfen die brasilianische Planhauptstadt und das gleichzeitige UNESCO-Weltkulturerbe Brasilia zählen.
Der Film von Fabiano Maciel vergegenwärtigt in Interviews mit Niemeyer und verschiedenen prominenten Zeitzeugen wie Eric Hobsbawn oder José Saramago die gesellschaftliche und architektonisch aufregende Auf- und Umbruchsphase der brasilianischen Moderne. Daneben verfolgt Maciel Niemeyers künstlerische und biographische Spuren quer über den Globus: von Rio und Belo Horizonte über São Paulo, Algerien, Paris, Moskau bis nach New York und Niterói. Ein aufregendes und produktives Leben, das der Filmemacher mit einer Fülle von beeindruckendem Filmmaterial schildert. Etwa mit Farbaufnahmen aus den 1950er Jahren, in denen im unerschlossenen Hinterland Brasiliens und unter stahlblauem Himmel die futuristisch anmutende Hauptstadt aus dem Boden gestampft wird.
Seit mittlerweile mehr als siebzig Jahren entwirft der bekennende Kommunist aus grossbürgerlichem Hause und einstige Schüler Le Corbusiers kühne Bauten. Die besondere Ästhetik entsteht durch die Kurve, die seines Erachtens die vollkommene Form ist und zu einem zentralen architektonischen Element erhoben wird. Lebensweise, klug und nicht ohne Schalk gibt der greise Architekt Einblick in sein umfangreiches Schaffen, das sich unterdessen zu einem Oeuvre von mehr als 500 Bauwerken und Projekten verdichtet hat.
All dies zeigt der Film in wunderschönen Bildern, unterlegt mit der Musik des legendären Bossa-Nova-Pianisten João Donato. Gänzlich unkritisch verfährt die Dokumentation jedoch dann, wenn es um die Kritik der Niemeyerschen Architektur geht. Kritiker des Architekten betonen immer wieder, dass seine formalistischen Prestige-Bauten unfunktional seien und kaum auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen, die darin arbeiten oder gar leben. Maciel lässt diesen Aspekt unbeleuchtet. Vielleicht auch deshalb, weil dem beeindruckend rüstigen alten Herrn nachgesagt wird, er würde seine Kritiker rigoros abblocken, indem er kurzerhand aufsteht und geht. Den Schluss setzt er denn auch in dieser Dokumentation selber: "Das Gespräch ist jetzt zu Ende."
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Kommentare
"A Vida É Um Sopro" ist ein sehr empfehlenswerter Film für Architektur- und Kunst-Interessierte. Herrlich zu sehen, wie ein 102 Jahre alter Mann noch so energiegeladen schaffen kann.
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