Sunshine Grossbritannien 2007 – 107min.
Filmkritik
Acht kleine Astronautelein
Acht Astronauten fliegen der Sonne entgegen, um ihr Feuer neu zu entfachen und so die Erde zu retten. Auf dem Raumschiff entwickelt sich ein Drama, das psychologische und philosophische Fragen aufwirft.
Nach "28 Days Later", der den Menschen eine apokalyptische Zukunft im Zombiemagen ausmalte, beginnt Danny Boyle in seinem neuesten Film wieder mit einem Schreckensszenario: Die Sonne liegt im Sterben, und den Menschen bleiben höchstens noch 50 Jahre Licht - der Countdown zur Ausrottung des Lebens läuft. Hoffnung verheisst ein achtköpfiges Astronautenteam, das mit einer Sprengladung die Sonne aufwecken soll. Doch natürlich geht schief, was schief gehen kann: Die Besatzung der treffend benannten Icarus II erhält Signale der Icarus I. Das erste Rettungsraumschiff war verloren geglaubt, liegt aber quasi nahe der Sonne vor Anker. Die Erde kann längst nicht mehr kontaktiert werden, dafür macht sich der Bordcomputer in bester 2001-Manier selbstständig. Unter der Besatzung bricht Streit aus um die Frage, ob die erste Mission gerettet werden soll oder direkt auf die Sonne zuzufliegen sei.
Zwischenmenschlich wird es immer heisser, aber auch technische Berechnungen zeigen: Die Raumfahrer befinden sich auf einer Selbstmordmission. Eine Rückkehr kann nicht möglich sein - einziges Ziel ist, der Sonne nah genug zu kommen, um die weltrettende Bombe abzufeuern. Als Erster verlässt der Captain (Hiroyuki Sanada) das sinkende Raumschiff - in das All hinaus. Klaustrophobie und Überlebenswillen, Rationalität und Wahnsinn bei der Besatzung bilden ein explosives Gemisch. Und auf der Icarus I werden die Astronauten gar mit der angeblichen Tötungsrage von Gott konfrontiert.
"Sunshine" ist trotz der Verweise auf den Schöpfer und die Vergänglichkeit des Lebens mehr Psychodrama als Moralspiel. Selbst mit dem Wissen um ihre Macht und ihre Verantwortung fällt es den Crew-Mitgliedern schwer, ihr eigenes Leben der Menschheit zu opfern. Gleichzeitig ist Boyles Science-Fiction-Film in der Wissenschaft verankert und gibt im Ensemble-Spiel dem Physiker Capa (ein ungewöhnlich sanftäugiger Cillian Murphy) am meisten Raum. Capa erwähnt, dass Zeit und Raum bei der Annäherung der Sonne vermengt werden; vielleicht wollten die Filmemacher dies mit dem teilweise sehr elliptischen Schnitt (Chris Gill) verdeutlichen. Mich verwirrte und irritierte es, als gegen Ende Räume und Kostüme wechselten und von mir Totgeglaubte wieder im Bild erschienen.
Doch Sunshine überzeugt viel eher durch die Spannung, die in der hohen Erzählgeschwindigkeit und in der psychologisch präzisen, knappen Figurenzeichnung gründet, sowie durch das lustvolle Zitieren von Science-Fiction-Klassikern, das dieses Weltraumdrama mit erlösenden Lachern auflockert. Und bei allem wissenschaftlichen Diskurs: Am besten verdeutlicht der Film die Strahlkraft und Anziehung der Sonne durch spektakuläre visuelle Effekte.
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Kommentare
Ist die DVD-Version von "sunshine" anders geschnitten?
Denn ich habe mich gefragt wieso die Filmkritiken so schlecht sind. Die Story ist linear und logisch aufgebaut. Im Kino muss der Film wohl voll zur Geltung gekommen sein (geniale Bilder und Musik/Sound) Ich kann C. W. und Kalasin nur voll beipflichten.
Es ist nun mal kein "Star Wars" Actionfilm, sondern ruhiger wie "2001" mit ein bisschen "Event Horizon". Und so ganz unrealistisch wie Claudio meint (ist "Star Wars" realistischer?) ist er nicht wie der Off-Kommentar eines Physikers beim Zusatzmaterial erklärt… Mehr anzeigen
Das gut überschaubare Budget der Weltraumoper ist schön eingesetzt, die Darsteller sterben schön langsam dahin wie Fliegen beim Russisch lernen, und der Film der anfangs etwas unrund war, läuft gegen Ende wieder wie ein Ball zu seiner Höchstform auf, aber da ist der Film schon zu 80 % vorbei.
Was mich am Film störte sind unter anderem, loses Kameragewackel, flackerndes Licht und falsch eingestellte Schärfe, und ein bisschen ein Verlieren des Filmes in schönen Kameraaufnahmen verhindern meiner Meinung nach ein sehr gutes Fazit. Nehme ich z. B. die Hauptdarsteller her, ja sie sind ganz nett, nichts besonderes, aber auch nichts Schlechtes.
Die Darsteller werden leider nicht so gut eingeführt, auch die Beziehung der einzelnen Schiffsmitglieder sind nicht so gut dargestellt worden. Witz, Coolness, fehlende Geschichte, wie funktioniert was, also es wird nicht viel erklärt was wie am Schiff funktioniert. Oder einerseits wird im Film was gesagt, dass das Hitzeschild 1, 1 Grad falsch ist, da man den Kurs zur Icarus 1 einschlägt und somit die Bombe nicht mehr zünden kann auf der Sonnenoberfläche, dann wiederum sieht man wie das Schild sich mehrere Grade dreht, nix passiert und das ist auch komisch.
Was mich wundert ist, das keiner außer dem Navigator der den Kurs falsch setzt schlechtes Gewissen kriegt und nicht mehr weiß was er mit seinem Leben anfangen soll, wenn ich da an „ Mission to Mars“ denke, da waren die Charaktere schon besser durchdacht. Oder wieso hört man nichts von Icarus 1 außer dem komischen Notruf, Infos fehlen wie z. b. in „ Event Horizon“ was aber ähnlich war.
Na ja, der Film ist ja nicht schlecht, aber hätte besser sein können, darum nur
77 von 100 Punkten… Mehr anzeigen
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