Männer im Wasser Schweden 2008 – 103min.
Filmkritik
Behaarte
Eine Gruppe von Männern um die 40 entdeckt plötzlich das Synchronschwimmen für sich: Was als Jux an einem Polterabend beginnt, wird mit der Aussicht auf die WM ernst. Die Komödie um gestandene Männer in einer ausgesprochenen Frauendomäne will so etwas wie die schwedische Antwort auf "The Full Monty" sein.
Einst waren Fredrik und seine Kumpels topfit: Ihnen konnte im Unihockey fast niemand das Wasser reichen. Doch nun schlagen selbst Mädchen die Mannschaft - die darauf abtaucht, wortwörtlich. Zuerst formieren sie in "Baywatch"-Badeanzügen nur aus Polterabend-Jux synchron Blümchen im Wasser, doch als die Jungs von einer WM hören, packt sie der Ehrgeiz. Fredriks 16-jährige Tochter Sara hilft, schliesslich kam ihr Vater durch sie auf diesen für Männer doch atypischen Sport.
In dieser ungewöhnlichen Kombination - Männer und Synchronschwimmen - liegt die Formel von "Allt Flyter". Die Hallenbad-Chefin erlaubt den Kerlen nicht, das Becken zu mieten, so wenig ernst nimmt sie sie - was der arbeitslose Redaktor Fredrik einer Kollegin steckt. Ein Zeitungsartikel über Männerdiskriminierung verschafft dem Team 15 Minuten Ruhm. Nun sprechen Schwule die Truppe an, die durch und durch heterosexuell ist. Bis der tuntige Jarmo dazustösst, der als Einziger überzeugend auf dem Wasser "schweben" kann. Der Sport verbindet die Männer über ihre sexuelle Ausrichtung hinweg (was sich darin zeigt, dass ein anfangs homophobes Mitglied zur Pedicure geht) und führt zur Versöhnung zwischen Vater und Tochter. Endlich interessiert sich der geschiedene Fredrik für Sara und überwindet seine Midlife-Crisis.
Unverkennbar dem immens erfolgreichen Vorbild "The Full Monty" nachempfunden, fehlt "Allt Flyter" das Wichtigste: der Witz. Spass macht einzig die passende Musik von The Soundtrack of Our Lives. Ansonsten reicht es höchstens für ein müdes Lächeln. Zu voraussehbar bleibt der Plot, zu oberflächlich zeichnet der Film die Figuren. Die Paarung von Leichtigkeit und Ernst gelingt nicht: Die Annäherung von Tochter und Vater lässt kalt, da weder Saras Leiden unter Fredriks Sprunghaftigkeit noch dessen Wandel zum fürsorglichen Vater plausibel wirken. "Allt Flyter" scheint ein zu schnell und unsorgfältig geschriebener und gedrehter Film zu sein, der aufgrund der Formel "Männer dringen in eine Frauendomäne ein und haben dabei Erfolg" unverblümt ein grosses Publikum anvisiert. Natürlich: Der Film hinterfragt Formeln der Männlichkeit. Und ersetzt sie doch bloss mit Banalitäten: Nicht mehr das Autorennen am TV fordert Konzentration, sondern das Abdecken von Pickeln. Die Prognose sei gewagt: Ein schwedischer "Full Monty" wird dieser Film nicht.
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Kommentare
Tja, der Film hat mich also auch nicht vom Hocker gerissen und der Plot ist wirklich extrem dünn.
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