Bedtime Stories USA 2008 – 109min.

Filmkritik

Wenn Gummibälle vom Himmel regnen

David Siems
Filmkritik: David Siems

Adam Sandler bricht auf zu alten Ufern: Als fantasievoller Märchenonkel macht er Kinderwünsche mit Gutenachtgeschichten wahr und versorgt alte Fans mit gewohntem Slapstick. Ein Familienfilm in etwas angestaubter Disney-Tradition.

Mit der formidablen Komödie "You Don't Mess with the Zohan" gelang es Adam Sandler dieses Jahr um ersten Mal, mit seinen schärfsten Kritikern einen vorübergehenden Waffenstillstand zu vereinbaren. Als israelischer Mossad-Agent, der in New York seine heimlichen Friseur-Träume ausleben darf, schlug er sogar eine Brücke zum derben Humor des homoerotischen Modereporters "Bruno", dem kommenden Filmprojekt von Sacha "Borat" Baron Cohen. Jetzt kehrt der 42-Jährige in das Genre zurück, das er im letzten Jahrzehnt ganz alleine gegründet hat: dem Adam Sandler-Film.

Hier ist der Humor stets ein wenig bieder und berechenbar, der Hauptdarsteller von treu-doofem Charme beseelt, die Story arg vorhersehbar. Da "Bedtime Stories" aber ein Disneyfilm ist und Kinderaugen zu den bevorzugten Zuschauern zählen, kann man diese eigentlichen Mängel aber durchaus goutieren. Den sympathischen Loser gibt Sandler einmal mehr: Als Handwerker im Hotel seines Vaters träumt er heimlich von der Beförderung zum Manager. Als seine Schwester Wendy (Courtney Cox) für ein paar Tage die Stadt verlässt, soll er auf Neffe Patrick (Jonathan Morgan Heit) und Nichte Bobbi (Laura Ann Kesling) aufpassen, denen er abends Gutenachtgeschichten von ganz besonderer Qualität und Fantasie erzählt. Der Clou: Die kleinen hinzuerfundenen Details der Kinder werden tags drauf Wirklichkeit. So regnet es tausende kleiner Gummibälle, tauchen biestige Zwerge auf, bis der erstaunte Onkel schließlich auf die Idee kommt, die Fantasie zu seinen (finanziellen) Gunsten zu missbrauchen.

Regisseur Adam Shankman tobt sich an der kindlichen Kraft und dem Glauben an das Fantastische wahrlich aus. Seine Ausflüge ins alte Rom, in den wilden Westen oder in den Weltraum sind detailliert und liebevoll inszeniert, die ganz dem pittoresken und quietsch-bunten Malkasten-Prinzip der Disney-Ästhetik entsprechen. Dabei ist die Form allerdings oft schöner als der Inhalt: Ähnlich wie bei "Mr. Magoriums Wunderladen" verlässt sich "Bedtime Stories" zu sehr auf seine optische Zauberkraft, während Story und Charakterentwicklung vernachlässigt werden wie einfallslose Geschenke unterm Tannenbaum. Ein Festsessen für Adam-Sandler-Fans alter Schule, während neugewonnene "Zohan"-Freunde nur müde lächeln werden.

"Bedtime Stories" reiht sich somit in die Sparte klassischer Disney-Filme ein, in denen stets das Motiv der kindlichen Fantasie mit den Zwängen der biederen und moralisch verkümmerten Erwachsenenwelt verhandelt wird. Dass sich Kinder in diesem Fall ein wenig mehr amüsieren als ihre Eltern, ist dann wohl vielleicht auch ein wenig im Sinne des Erfinders.

17.02.2024

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 15 Jahren

hab mehr erwartet


monstervs

vor 15 Jahren

Toller Film:)


hsvfreak

vor 15 Jahren

Ein toller Film mit viel Humor.


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