Boy of Pigs USA 2008
Filmkritik
Schweinebub
"Boy of Pigs" meint eigentlich Schweinbucht, nämlich die kubanische "Bay of Pigs", und wäre daher mit "Schweinebub" am besten übersetzt. Das käme wohl auch dem hormonellen Zustand des Teenager-Jungen am nächsten, der hier im Washington D.C. der frühen 1960er Jahre seine in mysteriösen Verbindungen zu Weißem Haus und CIA stehende Nachbarin bespitzelt.
"Boy of Pigs" versteht der 13-jährige Adam Stafford eines Abends in den Nachrichten. Erst später merkt er, dass es sich um die "Bay of Pigs", also die kubanische Schweinbucht handelt. Kapieren kann er jedoch noch immer nicht, was der komplexere Zusammenhang um diesen Begriff herum ist - wie er so einiges nicht kapiert. Denn am ausgiebigsten beschäftigt sich Adam, ein hormongesteuerter Bub mit einem fettigen Gesicht, der Anfang der 1960er mit seinen steifen Journalisten-Eltern in Washington D.C. lebt, mit seiner aufkeimenden Sexualität. Da die Hormone ihm offensichtlich sehr zu schaffen machen, beglotzt er ausführlich die glamouröse blonde Nachbarin von gegenüber und bietet sich ihr für kleine Handlangerjobs an. Durch die Arbeit in ihrem Garten stellt er fest, dass sie nicht nur John F. Kennedy sehr, sehr nahe zu sein scheint, sondern auch, dass die CIA hinter ihr her ist. Es kommt, wie es kommen muss, weil es die Geschichte so will: Kennedy wird erschossen, und alle sind traurig.
Der schwedische Regisseur William Sten Olsson versucht in diesem Langfilm-Debüt, Geschichte aus einer privaten bis kindlichen Perspektive zu erzählen, um die Unfassbarkeit politischer Großereignisse erfahrbar zu machen. Die Idee an sich ist weder neu noch verwerflich, doch hier scheitert sie schlicht an ihrer Ausführung: Zu zähflüssig schleppt sich die konstruierte Geschichte dahin, zu unecht sind die Figuren. Da die Erzählung der Sichtweise des pickligen Jungen folgt, muss er an den unwahrscheinlichsten Stellen auftauchen, um Gespräche zwischen der Nachbarin und ihrem Liebhaber oder dem zwielichtigen CIA-Boss und einem "wütenden Kubaner" zu belauschen, was nach kurzer Zeit wie ein schlechter Witz wirkt: Adam am Fenster, Adam im Gebüsch, Adam hinter der Säule eines Regierunsgebäudes etc. pp.
Auch die bedeutungsschwangeren Aussagen der für den kleinen Adam so faszinierenden Kennedy-Intima sind schlicht hanebüchen: "Life is about meaning", ist eine der Weisheiten, die sie ihm mit auf den Weg gibt. Als sie mit dem CIA-Chef am Vorabend des Kennedy-Attentats über den Ernst der politischen Lage streitet, lautet ihre Analyse: "It's all a game of chess, isn't it?" Richtig ärgerlich ist aber, dass weltpolitische Entwicklungen auf private Befindlichkeiten heruntergekocht werden: Hätte President Kennedy seinem Gspusi doch nur am Tor des Weißen Hauses Einlass gewährt, bevor er mit der Gattin nach Dallas abgedüst ist, wäre er heute vielleicht noch am Leben. Ja genau.
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Kommentare
Als Krimi nicht mal spannend, als Liebesgeschichte platt, zum Schluss sogar sentimental.
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