Knut und seine Freunde Deutschland 2008 – 89min.

Filmkritik

Mär zwischen Teddybär und Raubtier

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Knut wurde zum Medienstar. Seine Artgenossen in der Wildnis, in den weissrussischen Wäldern und in der Arktis, kämpfen ums Überleben. Michael Johnson hat um den berühmten Berliner Eisbären Parallelgeschichten arrangiert: verhalten kritisch, sehr familienfreundlich und rührend.

Es beginnt wie ein Märchen. Der Wind (Sprecher: Dietmar Wunder) erzählt eine Geschichte von Natur und Bären, von Lebenserkundungen und Bedrohungen. Ein weisses Knäuel saugt an der Flasche, purzelt quasi ins Leben. Die leibliche Mutter Tosca, eine ehemalige Zirkusbärin aus der ehemaligen DDR, hat den Wonneproppen Knut abgelehnt. Und so beginnt die Mär einer märchenhaften Erziehung. Einmalig: Es gelingt, Eisbärenbaby Knut mit menschlicher Hand zu gross zu ziehen.

Ersatzvater Thomas Dörflein, Tierpfleger im Berliner Zoo, bemuttert das wuschlige Balg nach Verlassen des Brutkastens ab 18. Januar 2007. Ein Filmteam (Regie: Michael Johnson) begleitet Knut und seinen väterlichen Spielkumpel. Erzieher und Beschützer. Im März 2007 hat Knut, neun Kilo leicht, seinen ersten grossen Medienauftritt im Zoogehege, avanciert zum Showstar und weissen Riese, der schnurren kann wie ein Teddybär.

Um diese wahre Geschichte einer märchenhaften Aufzucht baute Filmer und Autor Michael Johnson zwei fiktionale Parallelgeschichten. In den wilden Wäldern Weissrusslands streunen die Braunbärenjungen Masha und Pasha durch Gehölz. Sie haben ihre Mutter verloren und sind auf sich allein gestellt. Tollpatschig jagen sie Fische oder plündern Bienenhäuser. Sie lernen durch Probieren. Gut behütet und bemuttert, tapsen die kleinen Eisbären Linn und Kunik ins arktische Leben. Ihre Lebensversicherung ist das mächtige Muttertier Maidu. Doch die Jagd wird immer schwieriger, den Eisbären schmilzt das Eis förmlich unter dem Pelz weg.

Durch die packenden Aufnahmen - elf Kameraleute waren am Werk - aus der Wildnis, die fiktive Geschichte illustrieren, wird das komfortable Leben des Publikumsliebling Knut relativiert und sanft in Frage gestellt. Ein Zoo bietet einen geschützten Raum für bedrohte Tiere, doch die Natur mit all ihren Facetten und Gefahren kann er nicht ersetzen. Die Mischung von Realität - im zivilisierten Zoo wie in der bedrohten und bedrohlichen Wildnis - und Familiengeschichte mit dem fiktionalen Handlungsstrang ist gelungen. In der Reihe zurzeit populärer Tierfilme wird bei "Knut und seinen Freunden" der Spass- und "Jöh"-Faktor gross geschrieben, Aufzucht- und Umweltfragen werden angetippt, aber nicht wirklich behandelt. Der Bärenfilm des Berliners Johnson hat die ganze Familie im Fokus und tritt auf romantisch-nette Art für Umweltverständnis und -verantwortung ein. Man erliegt dem Charme der Bären, und doch verschweigt der Film nicht, dass die "Teddybären" Raubtiere und bedroht sind.

13.05.2008

3

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mat1177

vor 16 Jahren


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