Nur ein Sommer Deutschland, Schweiz 2008 – 90min.
Filmkritik
Sturm und Drang auf der Alp
Immer mehr Deutsche wandern in die Schweiz aus. Das sorgt manchmal für heftige Kulturkonflikte. Daraus liesse sich bestimmt eine bissige Komödie basteln. Der Zusammenprall zwischen einer arbeitslosen Deutschen und einem mürrischen Bergbauern in «Nur ein Sommer» ist hingegen eine eher harmlose Romanze.
Eva (Anna Loos) ist arbeitslos und wohnt mit ihrem Sohn und ihrem jüngeren Freund in einem der ostdeutschen Plattenbauten, die im Rahmen der Erneuerung der Reihe nach abgerissen werden. Nur dem Arbeitsmarkt mangelt es an ähnlicher Dynamik. Eva kann irgendwie nicht glauben, dass niemand sie brauchen kann. Da wird sie vom Arbeitsamt in die Schweizer Berge - wegen ihrer Erfahrung als Melkerin - auf eine kleine Alp im Berner Oberland vermittelt.
Auf der Alp soll sie für drei Monate dem ruppigen Senner Daniel (Stefan Gubser) bei der Versorgung seiner Milchkühe zur Hand gehen. Schon beim ersten Einsatz kann Eva den skeptischen Käsemacher von ihrer Effizienz überzeugen. Als dann aber von der Nachbarsalp der Hilfsarbeiter Mehmed (Oliver Zgorelec) auftaucht und mit Eva zu flirten beginnt, bringt das die Gefühle des geschiedenen Daniel durcheinander.
Drehbuchautorin und Regisseurin Tamara Staudt verarbeitet in «Nur ein Sommer» Erfahrungen, die sie selbst in den Schweizer Bergen gemacht hat. Sie habe wie ihre Protagonistin Eva zwei Saisons auf einer Alp verbracht, wo sie Kühe versorgte, Käse machte und «sogar zur Käsekaiserin von Lenk avancierte». Der Film wirkt darum von der Atmosphäre her sehr authentisch. Wer schon immer einmal einen Sommer auf einer Alp verbringen wollte, aber Kuhmist nicht riechen kann, wird in «Nur ein Sommer» die ideale Annäherung erfahren.
Struktur und Dialoge sind allerdings nicht ganz so überwältigend wie die Naturkulisse. Launisch wie ein Bergbach plätschert die Handlung vor sich hin, ohne dabei wirklich an Tiefe zu gewinnen. Das unbeständige Vorantreiben der Geschichte mag als Sinnbild für die Unentschlossenheit der Hauptfigur dienen, sorgt aber auch immer wieder für wenig nachvollziehbare Szenen.
Die Hauptdarsteller Anna Loos und Stefan Gubser geben sich Mühe, gegen das lückenhafte Drehbuch, die Landschaft und die Kühe zu bestehen, doch die Emotionen der schwammigen und bisweilen orientierungslosen Figuren sind nur selten ergründbar. Da reagiert Eva in Deutschland noch ziemlich ungehalten, als sie auf rauchende Jugendliche stösst, auf der Alp zieht sie dann aber im Käsekessel genüsslich an einer Zigarette. Das passt nur schwer zusammen.
In dem mit Wasser gefüllten Kessel wärmt sie sich übrigens gerade nackt mit Mehmed, um sich wenig später mit Daniel im Heu zu wälzen. Nicht der einzige Moment, in dem die Launenhaftigkeit der Natur auf die Figuren übergreift. So ist «Nur ein Sommer» eine zahme Mischung aus Sommerromanze und Heimatfilm mit einem Schuss «Auf der Alm da gibt's koa Sünd».
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Kommentare
also so einen film gehört einfach ins fernsehen und nicht ins kino! die geschichte ist rosamunde pilchner-mässig und etwas für die reife frau ab 50!
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