Tropic Thunder Deutschland, Grossbritannien, USA 2008 – 107min.

Filmkritik

Komischer Kollateralschaden

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Zum ersten Mal nach «Zoolander» ist Ben Stiller für «Tropic Thunder» wieder hinter die Kamera zurückgekehrt. Im Visier hat er nach der Modebranche diesmal die Kriegsfilmerei von Macho-Regisseuren wie Oliver Stone oder Francis Coppola. Ansatzweise lustig, verfehlen die Dummdumm-Geschosse von Stillers Stosstrupp das Ziel leider grossmehrheitlich.

Einfach nur schlecht ist «Tropic Thunder» sicher nicht. Damit ist aber auch schon das Hauptproblem von Ben Stillers neuer Komödie benannt: «Tropic Thunder» ist überproduziert, zündet dabei zu selten und lässt einem im Ganzen kalt. Dabei war die Ausgangsidee viel versprechend. Die Produktion eines Vietnam-Filmepos nach den Memoiren von Veteran John Four Leaf Tayback (Nick Nolte) gerät ins Stocken. Dies, weil der britische Regisseur Damien Cockburn (Steve Coogan) etwas nie Dagewesenes schaffen wollte, und deshalb Hollywood-Stars engagierte, die es, alle mit Riesenegos ausgestattet, überhaupt nicht miteinander können. Die Hauptrolle spielt Tugg Speedman (Ben Stiller), der mit Action-Blockbuster berühmt wurde, sich jetzt aber, nach einem missglückten Ausflug ins Charakterfach, mit einer «gewagten» Rollenwahl zu rehabilitieren versucht.

Dem widersetzt sich auf dem Set vor allem der australische Charakterdarsteller Kirk Lazarus (Robert Downey Jr.), der Speedman immer wieder mit Beispielen seiner brillanten Schauspielkunst demütigt. Um sich in seine Rolle als Sergeant Osiris tiefer einfühlen zu können, liess sich Lazarus im Vorfeld der Produktion schönheitschirurgisch zum Afroamerikaner umbauen. Das wiederum beleidigt den schwarzen Rapstar Alpa Chino (Brandon T. Jackson), der ebenfalls einen GI spielt. Wenig von dieser ganzen Giftspritzerei bekommt Jeff Portnoy (Jack Black) mit, der als furzender Fettsack in Klamaukfilmen zum Kultstar wurde, der aber auch an einem Drogenproblem leidet, das ihm zeitweise die Orientierung raubt.

Vom Primadonnengehabe seiner Stars entnervt und von Four Leaf Tayback angestiftet, lässt sich Regisseur Cockburn schliesslich auf ein gefährliches Spiel ein. Seine Idee: Die Dreharbeiten vom sicheren Filmset in den echten Dschungel zu verlegen, wo die Schauspieler, von Kleinstkameras beobachtet, Krieg spielen sollen. Um den Realismus noch zu verstärken, will Cockburn die Truppe aber nicht etwa in einem gesicherten Urwaldteil ihre Show abziehen lassen, sondern sie im Goldenen Dreieck zwischen Burma, Thailand und Laos, mitten unter äusserst gewaltbereiten Heroin-Schmugglern aussetzen. Ausgerechnet über dieses Detail lässt der Regisseur seine dämliche Truppe im Dunkeln.

Robert Downey Jr. als arroganter Method Actor Kirk Lazarus ist das Highlight des Films. Wenn er dem Actiontrampel Speedman erklärt: «Ich lese kein Drehbuch; das Drehbuch liest mich», dann entlarvt er mit diesem einzigen Spruch all jene Hollywood-Wichtigtuer, die uns seit mindestens tausend Jahren mit «Jahrhundertperformances» auf die Nerven gehen. Komplett daneben liegt dagegen Ben Stiller mit seinem Part als Action-Hero Tugg Speedman. Weder nimmt man ihm vor der Kamera die Sylvester-Stallone-Pose ab noch ist er hinter der Kamera fähig, die einzelnen Glanzlichter des Films zu etwas Ganzem zusammenzufügen.

Bleiben wird allenfalls Tugg Speedmans Film-im-Film-Ausflug ins Behindertendrama. Hinreissend, wie Stiller hier die Art, mit der etwa Sean Penn Handicapierte auf der Leinwand darstellt, als das entlarvt, was es ist: eitle Anmassung und unerträgliche Egomanie. Nichts bleiben wird dagegen von Jack Black. Der sonst so solide Komikhandwerker bleibt in «Tropic Thunder» auf das reduziert, was sein Alter Ego im Film unverwechselbar macht: ein sehr lauter Furz.

07.06.2021

3

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Kommentare

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Mikelking

vor 10 Jahren

Ich musste mich zwischen zwei und drei M&M`s entscheiden habe dann drei genommen. Der Film ist zwar nur selten lustig, aber immerhin gibt es noch einigermassen gute Action. Aus der Geschichte hätte man eindeutig mehr machen können. 2 bis 3 Gags waren lustig. Es gibt viele Nebendarsteller, die ich gekannt habe. Ben Stiller sehe ich persönlich nicht gerne in Filmen, da er mir unsympathisch rüber kommt.Mehr anzeigen


MrsStraciatella

vor 11 Jahren

Ich finde ihn jetzt nicht wirklich lustig, eher peinlich.
Nur Les Grossman (Tom Cruise) war noch einigermassen cool


drgonzo

vor 13 Jahren

Das mag schon sein, was Eppenberger sagt, dass die Glanzlichter nicht so recht ein Ganzes ergeben, aber die Schaupspieler sind schon ziemlich lustig und die Darbietung von Tom Cruise ist doch wahnsinnig toll. Ich hab ihn ja eine ganze Weile nicht erkannt.


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