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Vals Im Bashir Australien, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Israel, Schweiz, USA 2008 – 90min.

Filmkritik

Das israelische Trauma

Filmkritik: Dominik Petermann

Als die israelische Armee 1982 im Libanon einmarschiert, beginnt ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Nahen Ostens. Regisseur Ari Folman - selbst Soldat zu dieser Zeit - verarbeitet seine persönlichen Erlebnisse des Libanonkrieges in einem Animations-Dokumentarfilm. In surrealistisch anmutenden Bildern unterstreicht er die Sinnlosigkeit des Feldzuges gegen den Terror.

Eines Nachts erzählt ein alter Freund dem Regisseur Ari Folman in einer Bar seinen Albtraum: 26 blutrünstig dämonische Hunde jagen ihn Nacht für Nacht. Den Traum führt er auf Erinnerungen an seine Erlebnisse im Libanonkrieg zurück. Folman stellt derweil fest, dass ihm jegliche Erinnerungen an den Krieg fehlen. Auf Anraten seines befreundeten Psychiaters sucht er Freunde und Kameraden auf, um die Lücken in seinem Gedächtnis zu schliessen. Allmählich kehrt in verschiedenen Gesprächen seine Erinnerung an das Geschehene zurück.

Libanon, 1982: Die israelische Armee marschiert in Beirut ein. Auslöser sind von Beirut ausgehende Angriffe der PLO auf nordisraelische Städte. Daraufhin beschliesst die israelische Regierung eine Sicherheitszone im Süden Libanons bis zur Hauptstadt zu besetzen. Mitten im Kriegsgetümmel ist auch Ari Folman als 19-jähriger Soldat. Der politische Sinn des Feldzuges wird ihm und den anderen Soldaten aber vorenthalten. Der Verbündete Bashir Gemayel, Anführer der "falangistischen" christlichen Miliz soll zum Präsidenten ernannt werden, damit der Libanon zum geographischen Schutzschild für Israel wird. Als Gemayel aber durch ein Bombenattentat getötet wird, schwören seine Anhänger Rache. Während die israelische Armee sich in Unwissenheit wiegt, verüben Phalange-Milizen ein Massaker in palästinensischen Flüchtlingslagern.

Ari Folman verarbeitete seine persönliche Geschichte in "Waltz with Bashir". Zuerst drehte er einen Videofilm mit den Interviews und schnitt ihn wie einen 90-minütigen Film im Studio. So entstand ein Storyboard mit 2300 Zeichnungen, die er anschliessend mit einem Team von Grafikern in Flash-, 3D- und klassischer Animation bearbeitete. Somit entstand mit "Waltz with Bashir" der erste, auf realen Interviews und Ereignissen basierende Animations-Dokumentarfilm in Spielfilmlänge. Für den Film wurde auch keine Rotoskopie eingesetzt, mit der das Bild über dem Videobild abgezeichnet wird, wie in "Waking Life" oder "A Scanner Darkly" von Richard Linklater. Die Zeichnungen wurden von A bis Z neu geschaffen.

Diese Machart passt perfekt zur Surrealität des Krieges. In atemberaubenden Bildern - sein erstes Flashback beispielsweise, wo er im Meer treibt, während Beirut von Leuchtraketen erhellt wird - schafft Folman Kriegsszenarien aufgrund der Aussagen, greift tief in die menschliche Psyche und verarbeitet subjektive Erinnerungen des Libanonkrieges. Vielleicht schafft die Animation auch die nötige Distanz, denn für Folman war der Film auch Therapie. Seine Message bleibt derweil eindeutig: Israel führt schon lange den ausweglosen Krieg gegen den Terror. Fernab von Glanz und Ruhm zeigt Folman die Sinnlosigkeit dieses Vorhabens auf. Sich auf einen Walzer auf dem Parkett der Terrorbekämpfung einzulassen, bleibt eine rutschige Angelegenheit.

05.03.2024

4

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Kommentare

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tuvock

vor 15 Jahren

Sehr gut finde ich thematisiert der 90 Minuten Film die psychischen Schäden der israelischen Heimkehrer aus dem Libanonkrieg im Jahr, was mir besser als Realer Film gefallen würde, aber die Story wirkt so gut dass ich sie mir auch als Audiobuch anhören würde. Hin und wieder wird überzeichnet, comichaft, einsetzende Real Illustrationen, etwas Musik und ne gute Kamera, ja das wirkt alles irgendwie sehr realistisch und gar nicht übel.

Am Ende gibt es dokumentarische Bilder denn das ganze Massaker in Beirut später ist keine Erfindung, die Typen waren wirklich solche Wichser. Die Musik übrigens gefällt mir nicht super, aber sie fügt sich super ein ins Geschehen. Na Ja ich habe jedenfalls mit meiner Holden mit gesummt die den ganzen Film nichts von mir hören wollte und noch jetzt im Film schwebt, Na Ja ein Kauftipp auf alle Fälle.

Was noch wichtig ist passt in einem Satz. Folman erhofft sich laut eigener Aussage, mit seiner autobiografischen Dokumentation Jugendliche davon abzuschrecken, an einem Krieg teilzunehmen. Ausschließlich auf die ästhetische Kraft gezeichneter Bilder setzt er hierbei aber nicht. In der letzten Szene wechselt die Animation zu Realaufnahmen des Massakers von Sabra und Schatila, das von den israelischen und libanesischen Verantwortlichen bis heute unter den Teppich der Geschichte gekehrt wird. Gerade dieser schockartige Kontrast wirkt wie ein Gegenmittel zur schleichenden Gewöhnung an die täglichen Schreckensbilder der Fernsehnachrichten. Und er führt uns schmerzhaft vor Augen, dass das Vorangegangene nicht reine Fiktion und bloße Fantasien waren. Auch wenn die individuelle Erinnerung fehlbar sein mag, ist Folmans Film dennoch der aufwühlende Appell an ein kollektives Gedächtnis. Den Rest muss man sich selber ansehen, alles zu viel Gerede verwirrt nur.

70 – 95 von 100, kann man nicht so sagen ist ein Spezieller Film.Mehr anzeigen


tuvock

vor 15 Jahren

Wieso gerade Bashir? Wieso gerade ein Zeichentrickfilm? Wieso so 2 D?

Kann man schwer erzählen, aber das ganze ist wie eine Doku aufgebaut, Also ne Zeichentrick Doku. Die Perspektive im Film geht aus vom dem Narrationsmässigen Regisseur Ari Folman, der war 1982 ein Soldat, der ist ja Israeli und der hat den 1. Libanonkrieg mitgemacht. Dort war er ja stationiert im Libanon. Das ganze hat sehr viele Dokumentarische Dinge drinnen, was sogar stimmt. Anfangs dachte ich mir, he ist ein Käse und ich erinnerte mich an den Film mit Keanu Reeves der auch irgendwie so als Zeichentrickfilm aufgebaut ist, wer sich noch erinnert. A Scanner Darkly heißt der Film. Hat mir noch nie gefallen, so ist der Film hier aufgebaut. Ein Cineasten Stück, Hoch Anspruchsvoll perfekte Story, sehr gut erzählt, leider Zeichentrick, viel Narration, sehr genau.

Und warum der Filmtitel? Na Ja, da war so ein Milizenführer, der heißt Bachir Gemayel, der war von der Gruppe der christlich-maronitischen Leute, (diese Glaubensrichtung ist eine mit Rom verbundene, christliche Kirche, die den römischen Papst als Oberhaupt anerkennt, und die Idee von der Kirche führen die Maroniten auf den Heiligen Maron, einen syrischen/aramäischen Mönch, zurück. Sie sehen sich durch den Bischofssitz von Antiochia in apostolischer Sukzession). So war ich? Ja genau. Also der Gemayel Typ ist im Massaker von Sabra und Schatila getötet worden.

Was für ein Massaker?:

Als Massaker von Sabra und Schatila wird eine von den christlichen libanesischen Phalange-Milizen während des libanesischen Bürgerkriegs in der Zeit vom 16. bis 18. September 1982 gegen die Bewohner der am südlichen Stadtrand von Beirut gelegenen palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Schatila gerichtete Militäraktion bezeichnet. Nach filmisch belegten Aussagen beteiligter Phalange-Milizionäre richtete sich die Aktion in erster Linie gegen Zivilisten, bewaffneter Widerstand soll kaum noch vorhanden gewesen sein. Die Zahl der Opfer konnte nicht geklärt werden.
Kurz die Handlung:

Also der FOLMAN, das ist die Trickfilmfigur redet in der Nacht in einer Kneipe, da irgendwo, keine Ahnung über seinen Albtraum. Der Freund, BOAZ REIN BUSKILA – was für ein arger Name wenn ich mir vorstelle da ruft dich wer in der Supermarkt Kassa, das dauerte ja ewig dann – ja der BOAZ muss sich anhören was FOLMAN für einen Albtraum hatte. Ja genau. 26 Hunde kommen vor. Ja der FOLMAN hat aber noch mehr auf Lager und redet sich von seinem Albtraum da rein in das ganze Geschehen. Also worum sich der Film dreht.

ORI SIVAN kommt dann und hilft ihm, ein Freund von FOLMAN, dass er sich eben erinnert, denn FOLMAN nicht Folsäure kann sich eben nicht mehr erinnern. Befragungen von anderen Kriegsteilnehmern (Ronny Dayag, Carmi Cna'an, Shmuel Frenkel und Dror Harazi) sowie Kriegsreporter Ron Ben-Yishai rekonstruieren das reale Geschehen, an das Folman keine Erinnerung mehr hatte. Ist halt blöd so mit einem Massaker, da werden Leute massakriert und du vergisst alles.

Weiter mit meinem Senf:

Der Film ist so durchsetzt mit einer ganzen Menge Traumsequenzen sogar reale Bilder kommen vor. Die Filmemacher haben zuerst aufgrund vom Massaker ein Drehbuch geschrieben so Trali Trala und fertig ist es. Ganzen Interviews und Figuren sind da drinnen von der Story. In 8 Monaten haben die dann aus Realem Bildern die Zeichentrickbilder gemacht mit der Story eben. Nach Testvorführungen und Abnahme des fertigen Videofilms wurde an Hand der Videoversion ein detailliertes und präzises Storyboard erstellt. Aus den Zeichnungen des Storyboards wurde dann ein Videoboard erstellt – in der Fachsprache Animatic genannt. Haben ja heute viele moderne Filme schon. Ja man nimmt Also Einzelbilder vom Storyboard macht was draus und fügt Dialoge hinzu. Na Ja ich würde es anders machen aber egal.

Bei den 61. Filmfestspielen von Cannes hat der Film einen Preis gewonnen. Eine Menge Preise eigentlich aber dort hat er Premiere gehabt. Er bekam die Nominierung um den besten nichtenglischsprachigen Film bei der Oscarverleihung 2009 und den Hauptpreis der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Bei der Golden-Globe-Verleihung 2009 wurde Folmans Regiearbeit als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Muss doch was an sich haben oder?

Irgendwann hatte man ja ein 90 Seiten Drehbuch mit 2. 300 Bildern. Einige Wichtige Fragen im Film werden gestellt. Wie lange entsprechen unsere Erinnerungen der Realität? Ab wann vermischen die Fantasie, Erzählungen von Anderen, oder diverse Träume, das wirklich Passierte? Zugegeben ist diese Angehensweise ein interessanter Ansatz. Und das macht den Film so anspruchsvoll. Was ich geredet habe während des Filmes, wieso weshalb warum das und dieses passiert. Man kann nach dem Film über GOTT und die Welt reden, alles vom Film halt, und man wird da nicht einsam beim reden, denn es gesellt sich ein andrer und noch einer dazu, ist echt lustig, wenn du dann an der Kinokassa oder dem Billiardeur deinen Eindruck vermittelst, und ihn fragst, was er sich vom Film dachte. Ja er ist anstrengend, fast nicht unterhaltend, ja reines Cineasten Kino eben.Mehr anzeigen


matt123

vor 15 Jahren

Der Film geht echt unter die Haut, auch wenn man keinen Bezug zu den dokumentierten Ereignissen hat.

Der Zeichenstil - einfach genial... hoffe er gewinnt den Oscar (auch wenn es auf Grund der politischen Situation schwierig wird)


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