A Woman, a Gun and a Noodle Shop China 2009 – 95min.

Filmkritik

Nur die Torten fehlen

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Nach seinen frühen regimekritischen Filmen wie "Rotes Kornfeld" wandelte sich der chinesische Regisseur Zhang Yimou mit Werken wie "Hero" zum Meister der stilvoll komponierten Ästhetik. Nun hat er mit einem Remake des Coen-Erstlings "Blood Simple" den Slapstick-Sektor betreten.

Zu Zeiten des historischen Kaiserreichs betreibt Wang im Norden Chinas, unweit der chinesischen Mauer, eine kleine Nudelküche. Seine Ehefrau leidet unter dem despotischen Haustyrann, und seine Angestellten haben seit Wochen keinen Lohn mehr erhalten. Von einem persischen Händler erwirbt Wangs Frau eine neue Erfindung, eine Pistole, denn Wang soll sterben, damit sie mit ihrem Liebhaber Li glücklich werden kann.

Der korrupte Polizist Zhang entdeckt diese Liason, informiert den gehörnten Ehemann und wird von diesem beauftragt, die untreue Frau und ihren Liebhaber zu töten. Doch anstatt die Liebenden zu erledigen, erschießt Zhang Wang. Als Li zufällig die Leiche entdeckt, glaubt er, seine Geliebte hätte ihr Vorhaben verwirklicht und um sie zu schützen, lässt er die Leiche verschwinden. Doch als Zhang an den leeren Tatort zurückkehrt, finden sich alle in Lebensgefahr wieder.

Der chinesische Regisseur Zhang Yimou - für sein Debüt "Rotes Kornfeld" 1987 in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet - wagt versucht sich an einem Remake des Coen-Debüts "Blood Simple". Wo im Original noch schwarzer Humor und eine stimmige Atmosphäre vorherrschten, verliert sich das Remake in katastrophaler Albernheit. Die Figuren sind bis zur Groteske überzeichnet, lange Hasenzähne, witzige Zöpfchen und eine überstrapazierte Farbgebung bei den Kostümen lassen schon bei der ersten Einstellung erkennen: Das wird nichts. Und dann beginnt auch schon das permanente Stolpern, sich den Kopf stoßen, Treppen runterfallen, Ausrutschen und Wimmern, abwechselnd im Sekundentakt. Nur die Torten fehlen.

Vom morbiden Charme der Coen-Brüder bleibt gar nichts erhalten, die Krimihandlung wird derartig aggressiv von der enervierenden Lächerlichkeit der Protagonisten überlagert, das jegliche Spannung im Keim erstickt. Man wundert sich, wie Zhang Yimou, der in seinen Anfängen mit hochgradig regimekritischen und sozial engagierten Filmen begeisterte und dann bei Werken wie "Hero" durch brillante Ästhetik überzeugte, einen dermaßen lächerlichen Film abliefern konnte.

15.02.2010

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