Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen USA 2009 – 121min.

Filmkritik

Für eine Handvoll Drogen

Stefan Gubser
Filmkritik: Stefan Gubser

Das kommt überraschend: Der deutsche Regisseur Werner Herzog hat wieder einmal einen Film für die breite Masse gedreht. Der Cop-Thriller mit Nicolas Cage und vielen Drogen in den Hauptrollen kann sich trotzdem sehen lassen.

Man hat fast vergessen, dass Werner Herzog auch ganz anders kann; nicht nur Dokumentarfilme, in denen er aus dem Off mit seiner seltsam getragenen, stets ins Pathetische spielenden Stimme gewichtige Deutungen wagt, während einsame Unglücksritter durch Welten geistern, von denen nie sicher ist, ob es sie wirklich gibt. Deutschlands kauziger Solitär, der seit Jahren in Los Angeles lebt, dreht im Akkord seine Liebhaber-Filmchen, die es höchstens in die hiesigen Lichtspielhäuser schaffen, wenn sie für einen Oscar nominiert sind.

Nur folgerichtig, macht man sich auch bei der Grossproduktion "Bad Lieutenant" auf die Suche nach dem Herzog-Ton. Er kenne Abel Ferraras Film gleichen Titels nicht, beteuerte Herzog am Filmfestival Venedig, wo sein Film 2009 im Wettbewerb lief und von der Kritik ausgebuht wurde. Man muss das Herzog nicht glauben; tatsächlich hängt der Geist des Katholizismus, der Ferraras Lieutenant (Harvey Keitel) umtrieb, nur noch als grosses Kreuz um den Hals einer weiblichen Nebenrolle. Schuld und Sühne sind nicht die Züge, die Herzogs Hauptfigur (Nicolas Cage) zeichnen - im Gegenteil. Geblieben sind im Grunde nur die Drogen; auch diesem Terence McDonagh ist jedes Mittel recht, das die Schmerzen lindert, seit der Rücken nach der Rettung eines Knackis einen Knacks hat.

Es soll Cages Vorschlag gewesen sein, den Film in New Orleans spielen zu lassen und da zu drehen, als die Stadt nach der Katrina-Katastrophe noch in Trümmern lag. Geht es in die Extreme, fühlt sich auch ein Herzog zu Hause, dessen Schauspieler einst in Echt ein Schiff über den Berg zogen. Das Wrack von Stadt scheint den seelischen Zustand des eben beförderten Cops zu spiegeln, der die Hinrichtung eines schwarzen Dealers und seiner Familie aufklären soll und dabei selbst immer tiefer in den Drogensumpf gerät. Das ist schon eine typische Herzog-Figur: Besessen von der, seiner Wahrheit, selbstsüchtig, exzentrisch und gleichwohl so liebenswert wie unfreiwillig komisch. Vor allem, wenn er den Freiern seiner Freundin (Eva Mendes) die Drogen abnimmt, weil er gerade auf dem Aff ist.

Womit wir bei den Tieren wären, mit denen sich die aussergewöhnlicheren Bilder dieses konventionellen Thrillers verbinden, dem Herzog wenigstens den erwarteten Schluss versagt. Da wäre die fiese Poesie eines Autounfalls mit Krokodil, später folgen zwei schillernde Leguane in einem süssen Drogenrausch. Schöner aus der Reihe tanzt nur der nicht enden wollende Breakdance eines Erschossenen zu einem irren Folk-Tune, der schwer nach Blue Grass riecht. Herzog, endlich, ganz bei sich.

15.02.2024

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

eine der ziemliche neuen dvd films der gut ist... dunkel und guter cage. werner herzog¨ ist nicht immer megastark, aber hier allerdings gut


ebre

vor 13 Jahren

Düster ohne gute Handlung


Urs23

vor 13 Jahren

Cop versinkt in der Drogenhölle und ist am Schluss doch der Held


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