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Beyond Farewell - Antennen ins Jenseits Schweiz 2009 – 78min.

Filmkritik

Das Medium ist die Message

Filmkritik: Eduard Ulrich

Der Glaube an ein Leben nach dem Tode ist uralt, geistert aber sogar durch die Köpfe mancher Menschen moderner Industriegesellschaften. Kann mit einem Verstorbenen auch kommunizieren? Die Stärke von Susanna Hübschers fernsehtauglicher Dokumentation eines derartigen Versuches liegt allerdings in den wenigen witzigen Alltagsszenen.

Was passiert mit der Persönlichkeit eines Menschen im Moment seines Todes? Es wär eine bittere Erkenntnis, wenn sie restlos zerfiele. Handelt es sich um eine Person, die einem nahesteht, ist der Verlust besonders schmerzlich und der Wunsch groß, das endgültige Abschiednehmen hinauszuschieben. Als der Vater der Zürcher Filmemacherin Susanna Hübscher während der Recherche zu diesem Thema starb, konnte sie nicht einmal trauern und sie stellte fest, dass ihr die Persönlichkeit ihres Vaters ein Rätsel geblieben war.

So entschied sie sich, den eigenen und ihrer Mutter Umgang mit dem Todesfall ins Zentrum zu rücken. Zur Sprache kommt dabei auch das Unbehagen, das viele empfinden, wenn sie erleben, wie nüchtern und effizient die Apparatemedizin Sterbende behandelt. Den Angehörigen wird keine Zeit mehr gelassen, um einen traumatischen Verlust zu verarbeiten, die Industriegesellschaft pflegt keine Todesrituale mehr. Genau hier setzt die Dienstleistung eines sogenannten Mediums an, eines Menschen, der vorgibt, mit Verstorbenen kommunizieren zu können.

Susanna Hübscher wandte sich an Bill Coller, einen Schotten, der seine Kunden in der Schweiz, Deutschland und Übersee aufsucht und ihr gestattete, einige wenige Séancen zu filmen, und ihr auch ein paar Lektionen erteilte, damit sie selbst dieses Metier lernen konnte. Leider zeigen schon diese wenigen Beispiele, nach welchem Muster die "Gespräche" mit den Verblichenen ablaufen, und die Filmemacherin gibt unumwunden zu, dass sie selbst keine "Verbindung" aufnehmen kann. Außer Spesen nichts gewesen, muss man diesbezüglich konstatieren und bedauert, dass nicht wenigstens eben diese Spesen erwähnt werden - immerhin lebt da jemand davon, Menschen in Not etwas vorzumachen.

Susanna Hübscher ging anscheinend ein zu hohes Risiko ein, die eigene Familie inklusive kleinem Sohn, aber ohne dessen Vater, derart prominent ins Bild zu setzen, denn ihr ist dabei die Distanz zum Sujet abhanden gekommen. Auch wirkt es hilflos, wenn mit Bildern von Sendeanlagen, Wolken und Sternenhimmel, die mit elektronischen Klängen unterlegt sind, ein Bezug zum virtuellen Geschehen in den Köpfen hergestellt wird. Das erinnert an die banalen und einfallslosen Musikfernsehfilme ihres ehemaligen Kollegen Adrian Marthaler vom Schweizer Fernsehen, das den Film mitproduzierte.

27.05.2009

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Kommentare

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hausiz

vor 15 Jahren

Diese Kritik mag zutreffend sein was den Inhalt bzw. die Handlung des Films betrifft.
Hingegen würde ich dem Schreiber sehr empfehlen, seine eigene Meinung zum Thema für sich zu behalten, denn diese interessiert wahrscheinlich die meisten Leser nicht. Für mich gilt: wenn ich eine Kritik lese möchte ich an erster Stelle etwas über das Thema und die Handlung des Films erfahren und als Zweites ev. einige "technische" Einzelheiten wie Erzählfluss, Schauspieler, Schnitt-Technik usw.
Ich werde mir jedenfalls meine Meinung selbst bilden über diesen Film und das beachtenswerte aber risikoreiche Thema. Nur schon der Mut sich damit an die Öffentlichkeit zu wagen verdient 4 Sterne!Mehr anzeigen


supermutti

vor 15 Jahren

War selten so berührt. Die Musik von Joke Lanz und die Bilderwelten dazu waren sehr inspirierend. Merci.


joggeli18

vor 15 Jahren

Ein miserabler Film, der Themen nur oberflächlich anschneidet. Die Aussage des Films bleibt unklar. Die Musik treibt einem zum Wahnsinn. Die verwendete Bildsymbolik ist plakativ und banal. Dialoge wie aus einem "Schüler-Poesiealbum".
So unbefriedigt und genervt haben wir das Kino schon lange nicht mehr verlassen.Mehr anzeigen


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