Drag Me to Hell USA 2009 – 99min.

Filmkritik

Verflucht nochmal

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Abteilung Bad Bank: Weil eine junge Frau einer alten Zigeunerin ein Darlehen verweigert, rückt ihr ein Dämon auf den Leib. Regisseur Sam Raimi zeigt nach Blockbustern wie "Spider-Man", dass sein Herz eigentlich beim B-Movie schlägt - ekliges Schleimzeug inklusive.

"The return of true horror!" versprach der Trailer. Und für einmal war man gewillt, der Marktschreierei zu glauben. Nicht nur, weil besagter Trailer selbst in popliger Online-Auflösung für Gänsehaut sorgte. Sondern auch wegen Sam Raimi, der Regie führte. Spätgeborene mögen ihn als "Spider-Man"-Regisseur kennen. Doch jeder, der in den 1980ern Teenager und einigermassen bei Trost war, denkt beim Namen Raimi als erstes an "Evil Dead": Die Vergewaltigungsszene im Wald, der Bleistift, mit voller Wucht in die Ferse gestossen, wo er mit hölzernem Knacken abbricht, Besessene mit grünem Schaum vorm Mund.

Doch Riami ist längst kein Schmuddelfilmer mehr. Hinter dem Mann steht heute das ganz grosse Business. Schön also, wenn "Drag Me to Hell" in den besten Momenten wie ein fieses B-Movie daherkommt - wilde Kamerafahrten und ekliges Schleimzeug inklusive. Selbst die Story liest sich kaum komplizierter als einst der Plot zu "Evil Dead": Christine Brown (angenehm landeierig: Alison Lohman) ist eine kleine Bankangestellte mit Karrieregelüsten. Um ihrem Boss zu gefallen, verwehrt sie einer alten Zigeunerin (unheimlich einäugig: Lorna Raver) einen Kredit. Die Frau bettelt und fleht, denn ohne das Geld verliert sie ihr Haus. Doch Christine bleibt hart.

Dumm nur: Die Alte schaut nicht bloss aus wie eine Hexe - sie ist auch eine. Nach Arbeitsende lauert sie Christine in der Tiefgarage auf, erschrickt das Mädchen mit Grimassen und spitzen Schreien und reisst ihr schliesslich einen Knopf von der Jacke, um mit theatralischem Simsalabim einen Fluch zu sprechen. Klingt albern - aber nicht für Christine. Die wird bald von Halluzinationen geplagt, blutet Hektoliter aus der Nase und fühlt sich verfolgt. Ihr Freund (gewohnt schnöselig: Justin Long) kann ihr nicht helfen, ein Schamane aber schon: Christine, so stellt der Mann fest, wird von einem Dämon verfolgt. Und wird der nicht rechtzeitig besänftigt, dann: Hölle, Flammen, Qualen, etc.

Das Drehbuch zu "Drag Me to Hell" hat Raimi zusammen mit seinem Bruder Ivan geschrieben, das Budget für den ganzen Film lag wohl ein Zehnfaches tiefer als bei "Spider-Man" (dessen letzter Teil flotte 258 Millionen Dollar kostete). Ist Raimi deshalb ein so unterhaltsamer Schocker gelungen? Ohne Scheu probiert er aus, was ihm gefällt, kombiniert eklige Szenen mit Slapstick-Elementen und lässt seine Hauptdarstellerin von einer Tortur zur nächsten taumeln. Natürlich: Brutalitäten, die 1980er-Horrorfilme zu "guilty pleasures" machten, sucht der Gore-Hound vergebens ("Drag Me to Hell" hat in den USA ein PG-13-Rating, darf also von Kindern gesehen werden). Doch Raimi greift tief in die Ekelkiste und lässt genug Humor aufblitzen, um während 99 Minuten bestens zu unterhalten.

20.05.2024

4

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

Gute Unterhaltung für einen klassischen Horror-Film. Der Stil vom Regisseur Sam Raimi ist in diesem Film ebenfalls gut erkennbar, wer "Tanz der Teufel" kennt merkt dies sofort. Der Vorteil im Unterschied zum Klassiker... Die Filmemacherische Technik hat sich stark verbessert. :-)


snoopy008

vor 13 Jahren

Bin kein Fan von Horrorfilmen, doch drag me to hell gefiel mir sehr gut.; von grusligen bis hässlich-witzigen Szenen ist alles zu finden; super schreckmomente


yetiinjeans

vor 15 Jahren

Schön gruselig mit Spannung - toll.


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