Der kleine Nick Belgien, Frankreich 2009 – 91min.
Filmkritik
Charme und Witz auch für Erwachsene
Laurent Tirard hat einige Geschichten aus den bekannten Kinderbüchern René Goscinnys zu einer amüsanten Folge von Szenen arrangiert. Auch wenn er auf einige in den Büchern wichtige Figuren verzichten musste, hat er eine rührend passende Atmosphäre geschaffen.
Sich an diesen Kinderbuchklassiker zu wagen, hätte wohl einiges an Courage benötigt, doch Laurent Tirard wurde für seinen dritten Film von den Produzenten angefragt. Er hatte zwar bisher nur eigene Stoffe verfilmt, aber diese Chance konnte er sich nicht entgehen lassen, denn als Kind hatte er die Geschichten von Nicolas gern gelesen. Viel Aufwand wurde ins Drehbuch gesteckt, das Tirand mit Grégoire Vigneron entwickelte und mit Alain Chabat verfeinerte, der mit dem Werk René Goscinnys bestens vertraut ist.
Das hat sich ausgezahlt: Die Episoden treffen die Balance zwischen komödiantischen und dramatischen Aspekten, sind frei von unrealistischem Klamauk und schöpfen das visuelle Potential aus - beispielweise, wenn die Berufswünsche der Schüler begründet werden und sie in ihre zukünftige Umgebung versetzt werden. Schnitt und Erzählstimme weben so einen dichten Teppich, auf dem die Imagination des Publikums spazierengeht, ohne zu stolpern. Tirards Analyse der Vorlage, die in der Nachkriegszeit spielt, ergab, dass sie eine Welt schildert, die es damals nicht gab - derart heil und frei von Sorgen. Er kam zum Schluss, dass es sich um eine Art Märchenwelt mit realistischem Material handle, und zog daraus die Konsequenz, dass es nicht darum gehen könne, eine historisch präzise Kulisse zu schaffen, sondern um den Geist der Vorlage.
Letztlich sind es zeitlose Erfahrungen aus Kindheit und Schulzeit, und sein Film denkt auch an die Erwachsenen, schlägt so im doppelten Sinne eine Brücke zwischen den Generationen. Die Bilder sind mit einer feinen, überaus charmanten Patina überzogen, und die Kamera gewinnt der Kinderperspektive immer wieder originelle Blickwinkel ab. Viel Aufwand wurde auch in die Besetzung investiert, und auch der hat sich gelohnt: Sandrine Kiberlain, die zur Zeit in "Mademoiselle Chambon" ebenfalls als engagierte und feinfühlige Primarlehrerin zu sehen ist, und das Elternpaar mit Kad Merad und Valérie Lemercier liefern genau, was nötig ist, um ihren Figuren Kontur zu geben, aber nicht den Raum der Kinder zu beschränken. Dass die Kinderschar eine Schau ist, liegt aber auch am Regisseur, der offenbar für eine verspielte und doch konzentrierte Arbeitsatmosphäre sorgte.
Dein Film-Rating
Kommentare
Netter Film Spass für gross und klein im Stil von Mein Name ist Eugen.
Im aus meiner Sicht bisher doch eher mageren Kinojahr ist "Der kleine Nick" eine absolute Filmperle.
Es stimmt einfach alles: Die "kleinen" sowie die erwachsenen Darsteller sind herzig und süss bzw. absolut überzeugend (ich liebe ja Kad Merad, den strafversetzten Pöstler aus "Bienvenue chez le Chtis"); die Geschichte verliert nie an Schwung und Charme.
Dieser Film berührt die Herzen; man verlässt das Kino beschwingt und fröhlich.
Ich bin froh, dass ich "Der kleine Nick" gesehen habe (zuerst hat mich das niedrige Freigabealter "abgeschreckt"). Bin 37, war ohne Kinderbegleitung im Kino, und was soll ich sagen: Der Film hat mich verzaubert! Absolut empfehlenswert.… Mehr anzeigen
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