Pressetext
L'épine dans le coeur
Michel Gondrys Dokumentarfilm handelt von seiner 82-jährigen Tante Suzette, die von 1952 bis 1986 Lehrerin in den Cevennen war. Anlässlich von Besuchen der zahlreichen Schulen, in denen sie während dieser 34 Jahre Station gemacht hatte, erinnert sich Suzette Gondry daran, wie es war, als Provinz-Dorflehrerin eine einzige Klasse zu unterrichten, in der alle Altersstufen vertreten waren. Als Suzette in Villemagne zusammen mit einigen DorfbewohnerInnen das völlig verfallene ehemalige Schulkino behelfsmässig instand setzt und reaktiviert, um eine einmalige Projektion von Jean Grémillons Filmklassiker Remorques mit Jean Gabin zu ermöglichen, wird ihr Neffe mit seinen cinéastischen Wurzeln konfrontiert, denn Suzette war hier jahrelang für die wöchentlichen 16-mm-Filmvorführungen zuständig. In der Gondry-Familie gibt es aber noch einen zweiten «Filmemacher»: Jean-Yves, Michels schwuler Cousin und der Sohn von Suzette, der mit den Eltern nie über seine Homosexualität reden konnte (Suzette: «Jean-Yves ist der Dornin meinem Herzen») und der sich deshalb in seine Super-8-Home-Movies flüchtete. Dass in Michel Gondrys Familie oft und ausgiebig gegessen und getrunken und dabei viel gelacht wird, macht diesen sehr schlichten und intimen Film noch sympathischer. Die französische Kritik zeigte sich jedenfalls beeindruckt, zumal eine derart familiäre Dokumentation vom grossen, zeitweise an Hollywood verlorenen Sohn so nicht erwartet wurde. «Le Monde» geht noch weiter und sieht in L’épine dans le coeur den Schlüssel zu Michel Gondrys Gesamtwerk. Wenn das keine Empfehlung ist.
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