Police, Adjective Rumänien 2009 – 115min.
Filmkritik
Plädoyer für die Subversion
In schmutzigen, tristen Bildern erzählt Corneliu Porimboiu eine Parabel von einem Polizisten, der sich gegen Gesetz und Vorgesetzte auflehnt. In Cannes erhielt dieses sperrige Werk in der Rubrik "Un certain regard" den Preis der Jury.
Rache ist süß, sagt der Volksmund. Davon können die Gesellschaften der ehemals kommunistischen Diktaturen ein Lied singen. Corneliu Porimboiu wurde 1974 in Vaslui (Rumänien) geboren und er hat wohl eine Portion Propagandafilme abbekommen, denn sein zweiter Spielfilm exerziert in einer langen Szene ein dialektisch-diktatorisches Streitgespräch nach allen Regeln der Agitprop-Kunst durch.
Allerdings wird dabei - im Gegensatz zu früher - mehr als nur der Ruf einer staatlichen Einrichtung zerstört. Die Geschichte vom frisch verheirateten Kriminalpolizisten Cristi (Dragos Bucur) ist praktischerweise gerade in dem Provinzstädtchen angesiedelt, aus dem der Regisseur stammt. Viel sieht man allerdings nicht davon, obwohl Cristi oft unterwegs ist, um einen Schüler zu beschatten, der ab und zu Hasch raucht. Da wartet er nun beispielsweise darauf, dass sein Opfer aus dem Haus kommt - abwechslungsreich ist das nicht gerade und viel kommt man so nicht herum.
Das gibt ihm aber Zeit nachzudenken, und seine Einsichten sind Gift für seinen Auftrag, denn er findet es absurd, dieses "Verbrechen" zu verfolgen, während in vielen Ländern Europas straflos Hasch geraucht werden kann. In Rumänien stehen drakonische Strafen darauf, ein Schüler hätte wohl eine ruinierte Zukunft vor sich, würde er überführt. So reibt er sich zunehmend mit seinen Vorgesetzten, schlägt sich mit mangelnder Arbeitsmoral, Ineffizienz und Animositäten am Arbeitsplatz herum, und auch die jungen Eheleute müssen den Rank erst einmal finden.
Dort liegen die Stärken der lakonischen Inszenierung: Authentische Reaktionen, kleine Gesten, die präzise charakterisieren. Das Publikum wird Zeuge, wie da einer in die Breduoille gerät, während er den Spagat zwischen den Anforderungen von oben einerseits und seiner Vernunft und seinem Gewissen anderseits machen muss. Das Risiko ist groß, dass am Ende nur Verlierer übrig bleiben. Ein Risiko anderer Art ist Porimboiu allerdings eingegangen, denn er hat nicht nur das Drehbuch selbst geschrieben, sondern seinen Film auch noch selbst produziert. In der Nebenrolle des betonköpfigen Chefs bewährt sich Vlad Ivanov, der unter anderem in "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" zu sehen war.
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