Pippa Lee USA 2009 – 99min.

Filmkritik

Schatten der Vergangenheit

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Scheinbar perfekte Ehefrau muss sich eingestehen, dass sie eine Lüge lebt: Rebecca Miller, die Tochter des Dramatikers Arthur Miller und Ehefrau des Schauspielers Daniel Day-Lewis, hat ihren gleichnamigen Roman verfilmt.

Das Wiedersehen mit einer Schulfreundin habe sie zu "The Private Lives of Pippa Lee" inspiriert, gibt Rebecca Miller zu Protokoll. Dass die Geschichte einer Frau, die allzu lange ihre Vergangenheit verdrängt und sich selbst etwas vorgemacht hat, nicht einfach autobiographisch ist, hätte man auch so merken können. Denn in Millers Fall dürfte schon die Jugend - sie ist die Tochter von Arthur Miller, war schon früh Schauspielerin - kaum weniger aufregend gewesen sein als das Hier und Jetzt als bildende Künstlerin, Schriftstellerin, Filmemacherin und Ehefrau von Daniel Day-Lewis.

Ihre Titelheldin dagegen erlebt ein Coming-Out der ganz besonderen Art: Nachdem es sich nicht mehr leugnen lässt, dass sie nachts schlafwandelt, die Küche mit Torten verwüstet und im Nachthemd Zigaretten kaufen geht, muss Pippa Lee (Robin Wright Penn) sich eingestehen, dass sie wohl doch eine Lüge lebt. Denn hinter der Fassade der perfekten Vorstadt-Hausfrau und Mutter, die sich nur um das Wohlergehen ihres wohlhabenden, älteren Ehemannes (Alan Arkin) kümmert, schlummert noch das junge Mädchen von einst (Blake Lively). Deren von Sex, Drogen und Familientraumata gezeichnete Vergangenheit lässt sich nach dem Umzug von der Großstadt in die friedliche Rentner-Siedlung nicht länger unterdrücken. Genauso wenig wie die Tatsache, dass auch der aktuelle Alltag alles andere als rosig ist.

Uninteressant ist es nicht, in "Pippa Lee" zu beobachten, wie diese widersprüchliche Frau zwischen elegant eingearbeiteten Rückblenden und mit Hilfe ihres neuen Nachbarn (Keanu Reeves als schwer tätowierter Softie) die Frau hinter ihrer eigenen Maske entdeckt. Das liegt vor allem an der gerne unterschätzten Robin Wright Penn, die ihre für eine Protagonistin ungewöhnlich gleichmütige und passive Figur enorm nuanciert zum Leben erweckt. Wunderbare Unterstützung bekommt sie dabei von Winona Ryder, Monica Bellucci, Maria Bello oder Julianne Moore als lesbischer Fotografin mit Hang zu S/M.

Doch man würde sich wünschen, Rebecca Miller hätte ihren eigenen Roman mit mehr Biss und Abgründigkeit adaptiert bzw. überhaupt erst geschrieben. So bleibt manche der sorgfältig ausgestatteten Szenen ein bisschen zu zahm und harmlos und die ganze Geschichte nutzt weder ihr dramatisches noch ihr satirisches Potential auch nur annähernd aus. Ein klein wenig Autobiographie hätte der Sache also vielleicht doch gar nicht schlecht getan.

18.02.2024

3

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Kommentare

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1234jopy

vor 9 Jahren

Kann man anschauen, Allerweltsgeschichte mit guten Darstellern.


MrsStraciatella

vor 11 Jahren

sehr gefühlvoller und interessanter Drama-Film!


palomino777

vor 14 Jahren

... alle Schauspieler sind grossartig. Rebecca Miller spielt sensationell und ihre verwirrte Traurigkeit schlägt einen in den Bann. Keanu Re. überzeugt auch (wahrscheinlich weil ihm die Figur persönlich ähnelt...: -)) Sehr zu empfehlen.


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