Vergebung Dänemark, Deutschland, Schweden 2009 – 148min.

Filmkritik

Alles so flach hier

Jean Lüdeke
Filmkritik: Jean Lüdeke

Stieg Larssons vorerst letzte Kino-Klappe: Der rasante Abschluß der "Millenium"-Trilogie setzt auf Wucht und Wirkung der Bilder, statt auf Tiefe und Detailtreue seiner literarischen Vorlage.

Schwer verletzt ringt Lisbeth Salander (Noomi Rapace) im Göteborger Krankenhaus um ihr Leben. Und nur wenige Meter von ihr entfernt liegt jenes Scheusal, dem sie ihr Schicksal zu verdanken hat. Doch sie schwebt weiterhin in Gefahr. Denn auch Zala (Georgi Staykov) lebt noch. Gleichzeitig recherchiert Mikael Blomkvist (Mikael Nyquist) weiter, um die Hintermänner des perfiden Komplotts gegen Lisbeth zu finden. Denn die wollen ihr gleich einen dreifachen Mord unterjubeln. Blomkvist entdeckt, dass Zalatschenko auch mit dem schwedischen Geheimdienst kooperierte. Und deren Obrigkeit geht gnadenlos über Leichen, um ihre düsteren Machenschaften weiter vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Im Vergleich zur - vor allem atmosphärisch - dichten Romanvorlage, wirkt auch der Abschluß der der "Millenium"-Trilogie wie eine solide TV-Produktion. Das Publikum bekommt ein schön anzuschauendes Buddy-Dreamteam der schrägen Sorte serviert, das im Buch aber filigraner manieriert wird. Wurde "Verblendung" Niels Arden Oplev noch profunder, komplexer und authentischer visualisiert, so ergibt sich "sein Nachfolger" Daniel Alfredson einer plakativen Gut-gegen-Böse-Konstellation und der bildgefälligen, rasant montierten, actionbetonten Adaption in diesem letzten Teil.

Das ist zwar gut gemacht, lässt jedoch die diffizileren Romanelemente, gerade was die Charakterkomplexität betrifft, völlig vermissen. Auch die dynamischen Bild-Montagen trösten nur schwerlich über die Einfachheit der Protagonisten hinweg. Keine Frage, auch diese Adaption ist wieder einmal ein Beispiel dafür, daß sich komplizierte Erzählebenen nicht so simpel in Bilder bannen lassen; das ewige Manko von "Ver"filmungen schlechthin.

Und trotzdem ist die "Millenium"-Trilogie so erfolgreich, dass nun auch Hollywood heftig an die Lizenzen-Tür pocht. Kein Geringerer als Regisseur David Fincher kokettiert nach langen Verhandlungen mit den Stieg Larsson-Nachkommen um eine US-Variante des begehrten Stoffes.

28.11.2012

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 7 Jahren

Auch der dritte Teil erhebt sich nicht über TV-Niveau, was aber auch an der Geschichte liegt und nicht nur an der Machart. Ich kann verstehen, dass Hollywood von "Verdammnis" und "Vergebung" die Finger gelassen hat.


oscon

vor 12 Jahren

Grandioses Finale der Millenium Trilogie im Stile eines Gerichtsthrillers (der Marke Grisham). Das hervorragende Ensemble (Rapace, Nyquist) machen diese komplexe Verfilmung einizigartig.


silvios

vor 12 Jahren

Gute Verfilmung der Bücher, gefällt mir besser als teil 2. etwa wie teil 1


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