Zu zweit Schweiz 2009 – 72min.
Filmkritik
Zunder für die Ehe wirkt Wunder
Ein binationales Zürcher Ehepaar der Mittelschicht merkt endlich, dass die Glut seiner Liebesbeziehung erkaltet ist, und beschließt, sich ein wenig einzuheizen. Doch die Dosierung ist schwierig, das Risiko groß, die Ehe gleich ganz zu verheizen. Das schlichte Spielfilmdebüt der Zürcherin Barbara Kulcsar setzt auf Realismus und Nüchternheit und konnte totz Minimalbudget den Zürcher Filmpreis 2010 gewinnen.
Jana und Andreas sind ein eingespieltes Elternpaar: Er ist hauptsächlich berufstätig, hilft aber mit, die beiden noch nicht schulpflichtigen Kinder zu betreuen. Sie arbeitet zu Hause als Übersetzerin, wenn es die Umstände erlauben. Eine "Klausfeier", zu der ein eng befreundetes Ehepaar mit einem etwa gleichaltrigen Kind eingeladen ist, liefert den Anstoß, ihre Beziehung zu prüfen, denn die Gäste eröffnen ihnen, dass sie sich in Freundschaft trennen, weil das Feuer der Liebe längst erloschen sei und sich auch nicht mehr entfachen ließe.
Der erste Teil der Diagnose trifft auch auf Jana und Andreas zu, wie es mit dem zweiten Teil aussieht, wollen die beiden nun zunächst selbst herausfinden. Das hat aber seine Tücken und lehrt, dass man an der eigenen Beziehung nicht leichtfertig herumdoktern, sondern lieber gleich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Dort sind die beiden nämlich dann doch offensichtlich gelandet, denn ihre Geschichte wird in Rückblenden während einer Therapie erzählt.
Dennoch wirkt das nie didaktisch, da jede Szene mit einer eleganten Ökonomie konstruiert ist und wie aus dem wirklichen Leben gegriffen wirkt. Das gilt auch für die Schauspieler und ihre Rollen, die von keinerlei künstlerischen oder gar künstlichen Überhöhung getrübt sind, was allerdings nicht in jeder Hinsicht von Vorteil ist, da man sich die eine oder andere Überraschung oder geschliffene Formulierung wünschen könnte, denn, um zwei Normalos bei ihren Problemen zuzuschauen, könnte man auch in den Zoo gehen.
Die Stärken liegen in den stimmigen Details; die Eigenheiten der SchauspielerInnen werden organisch genutzt, Familienmitglieder und Freunde für kleine Auftritte eingesetzt und eine durchaus realistische Handlung entwickelt. Dass dies der erste Spielfilm der 40-jährigen Zürcherin ist, die bisher fürs Fernsehen und die Werbung drehte, merkt man vielleicht am engen Finanzrahmen, der sich unter anderem in der kurzen Besetzungsliste manifestiert. Aber: Not macht erfinderisch, und in diesem Sinne freut man sich auf das nächste Werk.
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Kommentare
Die Thematik ist sehr spannend, jedoch wurde sie meines Erachtens nicht optimal umgesetzt. Der Schluss ist z. B. völlig abrupt, eigentlich mitten im Film. Was kommt danach?
Die Schauspielerin fand ich zudem sehr schwach, ihre Texte wirkten wir "abgelesen". Völlig unnatürlich. Schade, ich hätte mir vom Film mehr erhofft.… Mehr anzeigen
Sehr schöner Film. Humorvoll, leicht, tolle Dialoge und grossartig gespielt. Sehr zu empfehlen.
fand den film sehr natürlich und lebensnah,
schlicht gemacht und einfühlsam.
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