Cyrus USA 2010 – 92min.

Filmkritik

Mann vs. Muttersöhnchen

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Der einsame John trifft die perfekte Frau, doch ihr erwachsener Sohn macht ihm klar, dass nicht genug Platz für zwei Männer ist: Der Film der Brüder Jay und Mark Duplass ist keine Albernheit für die große Masse, sondern eine ebenso komische wie schräge Geschichte mit durchaus tragischen Untertönen in bester US-Independent-Tradition.

John C. Reilly spielt John, einen irgendwie liebens-, aber auch bemitleidenswerten Durchschnittskerls mittleren Alters, der es beruflich nicht allzu weit gebracht hat und es privat mit Fassung zu tragen versucht, dass seine Ex-Frau (Catherine Keener) ein zweites Mal heiraten will. Dann allerdings lernt er Molly (Marisa Tomei) kennen, die auch nach der ersten gemeinsamen Nacht noch seine Anrufe beantwortet. Doch völlig reibungslos lässt sich das unerwartete Beziehungsglück nicht an.

Denn Molly hat einen erwachsenen Sohn - und Cyrus (Jonah Hill) wohnt nicht nur immer noch zuhause, sondern hat auch sonst ein gewöhnungsbedürftig enges Verhältnis zu seiner Mutter. Anfangs spielt er John noch enthusiastisch seine selbst komponierte Trance-Musik, doch es dauert nicht lange, bis er sein wahres Ich zeigt und den vermeintlichen Nebenbuhler mit reichlich fiesen Methoden und Manipulationen wieder loswerden will.

Duplass-Filme entstehen so richtig erst im Schneideraum, berichten die Regie-Brüder, denn erst dort entscheidet sich, welche Struktur die mit Handkameras gefilmten Szenen, für die die Schauspieler am Set ziemlich frei improvisieren dürfen, tatsächlich bekommen. Das Verfahren merkt man "Cyrus", der bislang größten Produktion der beiden, tatsächlich an - im Positiven wie im Negativen. Tatsächlich laufen sämtliche Darsteller zur Höchstform auf, und doch wünscht man sich hier und da, es wäre vielleicht ein wenig intensiver an Dramaturgie oder Timing gefeilt worden.

Ein erfreulicher Film ist "Cyrus" dennoch allemal, schon allein wenn man überlegt, auf welches Schenkelklopferniveau viele andere Komödienregisseure diesen das Thema Inzest immer nur leicht streifenden Plot vermutlich gezogen hätten. Dass sich die Duplass-Brüder dagegen immer wieder für die leiseren Gagvarianten entscheiden und gleichzeitig dem Publikum nie das Gefühl geben, es könne sicher sein, was als nächstes kommt, steht nicht nur John C. Reilly gut zu Gesicht.

07.12.2010

4

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Kommentare

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Janissli

vor 7 Jahren

Die Art von Cyrus macht einem wahnsinnig. Dieser Film ist ganz bestimmt nichts für einen gemüthlichen Abend, anschliessend an den Film ist man einfach nur agressiv.


jamey80

vor 11 Jahren

Schlechte Story, sehr langweiliger Film!


naniinan

vor 13 Jahren

Selten so ein langweiliger, flacher Film gesehen.


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