Please Give USA 2010 – 90min.
Filmkritik
Nehmen und Geben
Treffende Dialoge, starkes Schauspielerensemble, lockere Szenenfolge: Nicole Holofcener erzählt von den kleinen Sorgen und Nöten von vier New Yorker Frauen und einem Mann.
Kate (Catherine Keener) führt mit ihrem Mann Alex (Oliver Platt) in New York einen Laden mit exquisiten antiken Möbeln. Dass sie ihre Ware günstig aus dem Nachlass von Verstorbenen erwerben und dann teuer weiterverkaufen, wird für Kate aber zunehmend zum moralischen Problem. Ihre Gewissensbisse versucht sie zu beruhigen, indem sie Hilfsorganisationen spendet und jedem Obdachlosen zumindest eine Fünfdollarnote in die Hand drückt. Gleichzeitig will sie ihrer 15-jährigen Tochter Abby (Sarah Steele) keine 200 Dollar für eine Designer-Jeans geben. Während Abby zudem ihre Pickel Sorgen machen, scheint Kates Mann Alex alles mit Gleichmut zu nehmen.
Um ihren Wohnraum zu vergrössern, hat die Familie schon mal die angrenzende Wohnung der 91-jährigen Andra (Ann Morgan Guilbert) gekauft. Zukunftspläne sind das freilich, denn noch lebt die Greisin, die alles offen sagt, was sie denkt und damit jede und jeden vor den Kopf stösst. Da man den Kontakt aber pflegen will, lädt die Familie die Nachbarin anlässlich ihres Geburtstags zusammen mit deren Enkelinnen Rebecca (Rebecca Hall) und Mary (Amanda Peet) ein. Wirklich glücklich sind auch diese beiden jungen Frauen nicht: Während die Röntgenassistentin Rebecca kaum soziale Kontakte pflegt, kommt die in einem Schönheitssalon arbeitende Mary nicht über die Trennung von ihrem Ex-Freund hinweg, beginnt aber eine Affäre mit Alex.
So unsicher wie Kate in ihrem Leben steht, so wenig zielstrebig mäandert "Please Give" dahin. An konsequenter Handlungsentwicklung ist Nicole Holofcener kaum interessiert, legt das Hauptaugenmerk vielmehr auf einzelne Szenen und differenzierte Figurenzeichnung. Locker zwischen den fünf Protagonisten hin- und herwechselnd entwickelt dieser Balanceakt zwischen Komödie und Drama dabei dank eines lustvoll aufspielenden Schauspieler-Ensembles und starken Dialogen nicht nur viel Witz, sondern auch Warmherzigkeit. Sehr nahe sind einem diese Protagonisten mit ihren allzu menschlichen kleinen Sorgen und Nöten und ihrer Unfähigkeit wirklich glücklich zu sein. Allzu tiefschürfend und schwermütig wird es dabei freilich nie. Dafür bewahrt Nicole Holofceners dritter Kinofilm eine Leichtigkeit und Sanftheit, die ihn sympathisch macht, die Erinnerung an ihn aber auch ziemlich rasch verblassen lässt.
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