Snowman's Land Deutschland 2010 – 98min.

Filmkritik

Jeder gegen jeden

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Fern aller Zivilisation, irgendwo in einer tief verschneiten bergigen Waldregion bekriegen sich vier Kerle. Die schwarze Krimigroteske von Tomasz Thomson ist so ungewöhnlich und lakonisch wie ein Kaurismäki.

Walter (Jürgen Rissmann) ist ein in die Jahre gekommener Berufskiller. Es passiert ihm auch mal, dass er den Falschen trifft. Dann muss er jeweils auch noch das "richtige" Subjekt umnieten. Sein Auftragsgeber drängt ihn daraufhin, eine Pause zu machen. Da ist es ihm recht, einen Job des Kollegen François anzunehmen. Und so macht sich der abgeschlaffte Walter auf den Weg tief in den Osten, 2340 Kilometer entfernt. Unterwegs in tief verschneiter Waldwildnis trifft er auf den Killer-Kollegen Micky (Thomas Wodianka). Zusammen sollen sie ein ausgedientes Sanatorium bewachen, das sich der Obergangster Berger (Reiner Schöne) gekrallt hat und zu neuem Leben erwecken will. In dieser Einöde treiben sich offenbar Einheimische herum, die dem neuen Besitzer feindselig gesinnt sind.

Walter und Micky nisten sich in der toten Residenz ein und erleben ihr blaues Wunder, das blond ist und Sibylle (Eva-Katrin Hermann) heisst und sich als Koksdealerin entpuppt. Micky fängt Feuer. Gemeinsam werfen sich der Killer und das Luder Pillen ein und veranstalten ihre eigene Sex-Party. Beim heftigen Treiben fällt ein Schuss. Sibylle, die Geliebte Bergers, hat sich irgendwie selber abgeknallt. Walter und Micky haben eine Tote und ein Problem. Als Berger mit seinem polnischen Gorilla Kazik (Waléra Kanischtscheff) aufkreuzt und Sibylle vermisst, wird's kritisch für die beiden Killerkollegen. Berger quetscht sie aus. Zum Glück schiebt er die Mord-Schuld den ominösen Waldbewohnern zu. Berger ruft den Krieg aus und läuft Amok. Es kommt zum Kampf jeder gegen jeden, bei dem auch Handlanger Kazik mitmischt. Am Ende kann es nur einen geben, der überlebt und entkommt.

Die krude Killergeschichte hat sich der polnische Filmemacher Tomasz Thomson ausgedacht und im nördlichen Schwarzwald um Lossburg verfilmt. Selten hat man eine deutsche Filmproduktion erlebt, die so quer in der Mainstream-Landschaft steht wie diese gegen den Krimistrich gebürstete Killergroteske. Die Helden sind kaputte Typen, der schwarze Humor ist abgrundtief und die Landschaft besser als jede Grossstadtkulisse. Die Darsteller - allen voran Jürgen Rüssmann und Thomas Wodianka - sind unverbraucht und prägen den durchgeknallten Thriller. Das alles kommt einem so vor, als hätte Aki Kaurimäki eine lakonische kruden Krimi im Schwarzwald gedreht - absurd, aberwitzig und abwegig.

18.02.2024

4

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Kommentare

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Urs23

vor 12 Jahren

Starke Bilder, spannend und beklemmend.


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