CH.FILM

Sommervögel Schweiz 2010 – 96min.

Filmkritik

Verbotene Liebe

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Nach 70 Dokumentarfilmen versucht Paul Riniker sich als Autorenfilmer. Die Schweizer TV-Legende erzählt in seinem Spielfilmerstling von einer unmöglichen Liebe zwischen zwei Aussenseitern. Dabei liegen die grossen Gefühle näher bei Leutschenbach als bei Hollywood.

Wegen Totschlags hat Res (Roeland Wiesnekker), ehemaliges Mitglied der Berner Motoradgang "Broncos", eine mehrjährige Gefängnisstrafe abgesessen. Nach seiner Entlassung findet er auf dem Campingplatz "Paradiesli" am Bielersee für einen Sommer lang Unterkunft in einem ausrangierten Wohnmobil und eine Arbeit als Allrounder. Auf diesen Job hatte allerdings auch die 33-jährige, geistig retardierte Greta (Sabine Timoteo) gehofft.

Die quirlige junge Frau lebt in der Nachbarschaft des Campingplatzes und wird von ihren Eltern in übertriebener Weise behütet und wie ein kleines Kind behandelt. Mit grosser Beharrlichkeit beginnt Greta, sich an den emotional eher unbedarften Res anzunähern. Doch dieser ist sich der Gefahr bewusst, die ihm bei einem Nachgeben gegenüber Gretas Avancen drohen würde, und so versucht er anfänglich nach Kräften, sich Greta zu entziehen. Als er dies irgendwann nicht mehr schafft, nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

Paul Riniker hat sich entschieden, das delikate Thema einer Liebesbeziehung zwischen "Behinderter" und "Normalem" in der Form eines bittersüssen, heiteren Sommermärchens zu inszenieren. Dagegen ist gar nichts einzuwenden, zumal durchaus klar ist, dass Athmosphäre und Charaktere von "Sommervögel" dem Universum der Dokumentarfilme von Paul Riniker entsprungen sind, schliesslich hat er einige seiner besten Filme genau mit und über Behinderte gedreht, und man merkt dem Film durchaus an, dass Riniker sich in diesem Bereich gut auskennt.

Das Problem ist allerdings, dass man Sabine Timoteo die Behinderte nur bedingt abnimmt, und dass der Film ein Sprachproblem hat: Ähnlich wie etwa in "Zwerge sprengen", "How about Love" oder "Tag am Meer" wirken auch hier die schweizerdeutschen Liebesworte entweder hölzern, aufgesetzt peinlich - oder beides zusammen. Und das Ende in seiner vorhersehbaren Betulichkeit riecht zu sehr nach Leutschenbach, erinnert fatal an familientaugliche sonntägliche TV-Spielfilme aus der Schweizer Fernsehküche - auch wenn mit eifrig und häufig eingesetzten Grossaufnahmen eine forcierte Distanzierung von TV-Ästhetik suggeriert wird.

13.05.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 12 Jahren

CH-ARTHOUSE-MOVIE.
Sommervögel hat sicher auch seine schönen Momente, aber dennoch kommt das Thema Liebe zwischen einem normalo Boy und einem Girl mit Handicap zu hölzern und storymässig zu langsam daher, sowie nervt auch das viel fluchen von Herr Wiesnekker.
Wer das alles besser und realer sehen möchte sollte sich mal *MeToo-Wer will schon normal sein*(siehe meine Kritik) auf DVD ansehen. das ist eine ähnliche version einfach umgekehrt, made in SpanienMehr anzeigen


rohowo

vor 12 Jahren

Ich finde die Geschichte, die Schauspieler und den ganzen Film einfach nur wunderschön!


selinaburri

vor 13 Jahren

Leider nahm ich timoteos spiel nicht ab. irgendwie seltsam, nicht wirklich echt. schade. süsse geschichte aber mit schöner musik.


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