Filmkritik
Auf dem falschen Weg
Nach seinen Ausflügen in US-Großproduktionen kehrt Thomas Vinterberg in seine Heimat zurück. In "Submarino" erzählt der Dogma-Däne von sozialen Verlierern, die an ihren Schwächen zerbrechen.
Nick und sein jüngerer Bruder wachsen in sozial schwierigen Verhältnissen auf. Die Mutter ist Alkoholikerin, die beiden Jungs müssen sich im Kreis von Armut, Gewalt und Verwahrlosung zurechtfinden. Nach einer folgenschweren Tragödie verliert sich die Familie aus den Augen. Jahre später wird Nick aus dem Gefängnis entlassen. Seinen Halt findet er im Kraftsport - und im Alkohol. Sein Bruder ist alleinerziehender Vater und Junkie geworden. Auf der Beerdigung der Mutter treffen sich die beiden nach Jahren wieder. Doch sie scheinen nicht zusammenzufinden.
Regisseur Thomas Vinterberg blickt in seinem neuen Film nach Romanvorlage auf den Grund der Gesellschaft. Seine Protagonisten sind Verlierer, zerrissene Persönlichkeiten, die an ihren Schwächen und Sehnsüchten zerbrechen. Doch während bei "Festen" noch präzise und psychologisch gekonnt familiäre Strukturen und deren Einfluß auf die eigene Persönlichkeit auseinander gedröselt wurden, strotzt "Submarino" nur so von klischeehaften Erklärungen. Allein schon, dass die Brüder aufgrund ihrer prekären Kindheit scheinbar wie selbstverständlich als Erwachsene ebenfalls am Boden liegen, ist so küchenpsychologisch wie dramaturgisch langweilig. Und wieso der langjährige Junkie eine relativ hübsche Wohnung besitzt (und bezahlen kann) und ohne Auflagen seinen Sohn betreuen darf, das scheint wohl auch bei ein paar Drehbuchkürzungen verschütt gegangen zu sein.
Der Versuch, gescheiterte Existenzen als "normale" Bürger zu zeichnen, ist zwar spürbar, doch der Film bedient sich immer wieder aus der Konsens-Kiste von Brutalität, Kriminalität und Suchtverhalten. Überhaupt dominiert eine seltsame Bildsprache, die zwischen Sozialschmuddel und stilisierter Ästhetik keine Brücke bauen kann. Und was visuell nicht zusammenkommt, verfehlt sich auch inhaltlich. Die beiden Leben der Brüder werden zu stark getrennt voneinander erzählt, was zwar genau genommen legitim und logisch ist, doch fügen sich die Schicksale nicht berührend zusammen. Schade, denn eigentlich hat Vinterberg oft genug bewiesen, einprägsam und packend erzählen zu können.
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