The Killer Inside Me Kanada, Schweden, Grossbritannien, USA 2010 – 119min.

Filmkritik

Biedermann und die Fäuste

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Michael Winterbottom beweist einmal mehr sein Gefühl für Stimmung und Atmosphäre. Leider ist sein sackbrutaler Neo-Noir-Film von massiven Längen geprägt. Doch Casey Affleck als Sheriff, der sich als psychopathischer Serienkiller entpuppt, lässt über die Durchhänger hinwegsehen.

Sheriff Deputy Lou Ford (Casey Affleck) ist in seiner texanischen Kleinstadt ein gern gesehener und geachteter Mann. Doch es dauert nicht lange, bis er sein wahres Gesicht zeigt. Eines Abends geht er zu der Prostituierten Joyce (Jessica Alba) und prügelt sie fast zu Tode. Als er dabei vom Sohn des lokalen Baulöwen gestört wird, erschießt er ihn kurzerhand und legt die Waffe der bewusstlosen Joyce in die Hand. Langsam kommt die Polizei Ford auf die Schliche; er kann den Killer in sich nicht mehr unterdrücken.

The Killer Inside Me basiert auf dem gleichnamigen Roman des Krimiautoren Jim Thompson, der auch als Drehbuchautor für Stanley Kubrick gearbeitet hat. Bereits 1976 verfilmte Burt Kennedy das Buch mit Stacy Keach in der Hauptrolle, nun versucht sich Michael Winterbottom an dem Klassiker der "Pulp"-Literatur. Wie immer beweist der britische Regisseur ein unglaubliches Fingerspitzengefühl für Stimmung und Atmosphäre, jedes Detail, jede Einstellung ist scheinbar dem Genrehandbuch entsprungen und trägt dennoch eine eigene Handschrift. Schon überraschend, wie unglaublich präzise Winterbottom - trotz seines Sujet-Hoppings - jede noch so unterschiedliche Klangfarbe trifft und dabei weiterhin integer bleibt.

Doch leider kann die gelungene Aufmachung nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film von massiven Längen geprägt ist. Und wie sich so manche Szenen ungewollt ziehen, sind manche wiederum bewusst und beinahe bis zur Unerträglichkeit lang inszeniert. Wenn Ford Joyce minutenlang das Gesicht (im wahrsten Sinne des Wortes) zu Brei schlägt und die Kamera unerbittlich auf ihr bleibt, ist das von einer so schmerzhaften Körperlichkeit, dass man als Zuschauer immer wieder wegschauen muss. So schrecklich diese Szene auch ist, sie ist keine billige Provokation, sondern charakterisiert die unglaubliche Härte und Kälte des Protagonisten.

Überhaupt "schlägt" sich Casey Affleck großartig in seiner Rolle als psychopathischer Biedermann, ewig nuschelnd und konstant bis zum Zerbersten angespannt, dominiert sein Spiel nicht nur den gesamten Film, sondern entschädigt auch für die nicht so gelungenen Momente.

18.02.2024

4

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Kommentare

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semi79

vor 13 Jahren

naja... schauspieler gut, handlung zeitweise spannend, aber driftet zu sehr in eher skurriles psychodrama ab, und einige szenen sind unnötig brutal.


jujulia

vor 14 Jahren

Super Film -: -D vor allem de Simon


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