CH.FILM

Toumast Schweiz 2010 – 89min.

Filmkritik

Singen statt schiessen

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Die Schweizerin Dominique Margot ist dem afrikanischen Musiker Moussa Ag Keyna gefolgt, von den Bühnen Frankreichs ins Gebiet der Tuareg zwischen Mali und Niger. Der Rockmusiker aus der Sahara hat die Knarre gegen die Klampfe getauscht und kämpft für den Lebensraum seines Volkes.

Bilder von Bühnen, Bilder der Wüste. Zwischen solchen Schauplätzen pendelt und bewegt sich die filmische Reise der Zürcherin Dominique Margot: Sie begleitet Moussa Ag Keyna, einen Wüstensohn, der die Knarre gegen die Klampfe vertauscht hat, kämpft nach wie vor für seine Heimat, für den Lebensraum der Tuareg. Er ist mit seiner Band Toumast zur Rockstimme der Tuareg geworden, in Mali, in Frankreich und anderswo.

Dominique Margot beschreibt Lebensphasen des Musikers als Rebell und Botschafter mit der Gitarre, sein Umfeld, seine Anliegen und gleichzeitig ein (fragmentarisches) Stück Lebenskultur der Nomaden. Moussa Ag Keyna fährt mit Tuareg-Kämpfern an Orte, wo Regierungstruppen gemeuchelt und Tuaregs getötet haben, zu Auftritten der Toumast-Band. Der Film spricht für sich: durch seine Protagonisten und Frauen, durch Worte und Musik. Bewusst hält sich die Filmerin zurück, verzichtet auf Kommentare und Off-Stimme.

Dass "Toumast - Gitarren und Kalaschnikows" gleichwohl zum starken Plädoyer für die Tuareg wurde, ist sein gutes Recht. Politische Informationen werden mitgeliefert: Zwischen 1990 und 1995 haben die Tuareg-Völker gegen die Unterdrückung der Staaten Mali und Niger rebelliert und Friedensverträge Mitte der 1990er-Jahre erreicht. Doch es kam wiederholt zu Übergriffen, Verletzungen, Massakrierungen. Der Film bringt es auf den Punkt: Die Tuareg sind Regierungen lästig, sie stören den Profit, die Bergung von Bodenschätzen (Uran). Erwähnt sei auch, dass das Siedlungsgebiet der nomadisierenden Tuareg sich über die Sahara und verschiedene Staaten erstreckt.

Der reisserische Titel "Gitarren und Kalaschnikows" führt etwas in die Irre, sicher geht es auch um Mittel des Kampfes, doch zentral ist das grundsätzliche Problem von Nomadenvölker in der Sahara heute (und im asiatischen Raum - aber das ist ein anderer Film), die Problematik von Staatsgewalt über "grenzenlose" Völker, staatliche Eigeninteressen und das Recht der Eingeborenen (Nomaden) auf angestammten Lebensraum. Dass Musik verändert, bleibt eine Illusion. Dass Musik hellhörig macht, kann indes nachhaltig und realistisch sein - wie der Film von Dominique Margot unterstreicht.

13.05.2024

4

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