Francesco e il Papa Deutschland 2011 – 90min.

Filmkritik

Der Papst und sein Fan

Filmkritik: Eduard Ulrich

Dieser mit vielen deutschen Händen und ausschließlich deutschem Geld produzierte Dokumentarfilm widmet sich vordergründig dem 11-jährigen Francesco, der im Lateran-Chor singt und sich nichts so sehr wünscht wie mit seinem Idol, dem deutschen Papst, zu sprechen. So stecken dieser Papst und seine Kirche hintergründig das Terrain dieses gut gemachten, aber etwas biederen Dokumentarfilms ab. Für Ästheten und Atheisten haben Kamera und Regie mit schönen Bildern, auch von Frauen, und einem kritischen Blick auf die Probleme gesorgt.

Welch ein Stoff! Da besucht ein offensichtlich nicht nur musikalisch begabter und begnadeter Jüngling das vom Vatikan unterhaltene Privatgymnasium, singt als Knabensopran im päpstlichen Privatchor und wünscht sich nichts sehnlicher als mit dem Papst zu sprechen. Dieser Papst Benedikt XVI. ist kein leutseliger Händeschüttler, und selbst für jemanden, der fast wöchentlich nur wenige Meter entfernt von ihm entfernt steht, wär es etwas besonderes, als Individuum wahrgenommen zu werden, denn, bei Gott, dieser Papst hat anderes im Kopf und auf der Agenda als sich um seine Nächsten zu kümmern.

Staatsbesuche im Vatikan und Reisen prägen den Alltag des eiligen Vaters, den man mit viel flüssigem Italienisch und wenig sehr deutsch tönendem Englisch zu hören und mit einem permanent verkniffenem Gesichtsausdruck zu sehen kriegt. Auch wenn Gespräche mit Francescos Mutter, Chorproben und Francescos Alltag den Hauptteil des Filmes bestreiten, so könnte doch der Verdacht aufkommen, hier handele sich insgeheim um eine Hommage an den deutschen Papst, dessen Auftritte respektvoll, aber nicht ehrfürchtig inszeniert werden. Der deutsche Kameramann hat seinem italienischen Regisseur dabei mehrere Geschenke gemacht, denn eimal fängt er das Blitzlichtgewitter der Pressefotografen wie einen Heiligenschein ein, ein andermal erzeugt die Sonne im Gegenlicht eine Aura, als sich der Papst zum Kuss auf Jesu Grab fast auf den Boden legt.

Glücksmomente für Ästheten, wenn die Frau des Königs von Jordanien, die sich perfekt für eine Hauptrolle in einer italienischen Romanze eigenen würde, tatsächlich aber eine Emanze ist, den Papst an Christi Taufstelle im Jordan begleitet. Oder wenn die ehemalige Regierungschefin der Ukraine, Julia Timoschenko, den Vatikan besucht. Die Frage, ob Francesco zu seinem gewünschten Rendevouz kommt, hält die Spannung bis zum Schluss. Angesichts der problematischen Haltung der katholischen Kirche zur Verhütung und des Gegensatzes von Prunk und Armut in der Dritten Welt, die thematisiert werden, versteht man Francescos Papstbegeisterung allerdings nicht.

18.02.2024

3

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Kommentare

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zuckerwättli

vor 13 Jahren

Wunderschön gefilmter Dokumentarfilm der einem ans Herz geht. Aussergewöhnlich und nicht unkritisch.


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