Hotel Lux Deutschland 2011 – 107min.
Filmkritik
Grauen und Gelächter
Das Hotel Lux in Moskau war in den 30er-Jahren Zufluchtsstätte zahlreicher Politflüchtlinge. Hier fanden auch zwei deutsche Komiker Unterschlupf, die im Nazi-Berlin als Hitler- und Stalin-Parodisten erfolgreich waren. Sonnenallee-Regisseur Leander Haussmann bastelt aus dem Stoff eine irrwitzige Polit-Farce.
Kabarett, Revue und Varieté blühen in Berlin. Der jüdische Komiker Hans Zeisig (Michael "Bully" Herbig) parodiert Stalin, Siggi Meyer (Jürgen Vogel) stolziert noch 1938 als Hitler-Charge über die Bühne. Das Duo Hitler-Stalin trällert dazu das Lied "Ein Freund, ein guter Freund". Das ist der braunen Brut jedoch zuviel. Der Kommunist Siggi und sein Kumpan Hans, der von einer Karriere in Hollywood träumt, müssen fliehen. Sie finden im Emigrantenhotel Lux in Moskau Zuflucht, wo sie auf ihre Freundin Frida van Oorten (Thekla Reuten) treffen, eine Kommunistin aus Berlin. Der apolitische Hans nimmt die Identität von Hitlers Leib-Astrologen (Friedrich Karl Praetorius) an und erschleicht sich das Vertrauen Joseph Stalins (Valery Grishko).
Der sowjetische Diktator lässt Ende der 30er-Jahre Tausende verhaften, verhören und vernichten - die Emigranten sitzen in der Falle. Nur wenige werden überleben, darunter ein gewisser Walter Ulbricht (Axel Wandtke), der witzigerweise ein Mäuerchen aus Würfelzucker baut, oder Wilhelm Pieck (Matthias Brenner): Beide werden für den Aufbau der künftigen DDR gebraucht. Es kommt zum grossen Showdown, als der nazionalsozialistische Aussenminister von Rippentrop nach Moskau kommt, um 1939 den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt zu unterzeichnen. Die beiden Imitatoren spielen um ihr Leben.
Geschichte und (erfundene) Geschichten, historische Begebenheiten und fiktive Ereignisse - aus diesem Stoff schustert Leander Haussmann eine tragikomische Polit-Farce vor historischem Hintergrund. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt! Tatsächlich handelt es sich um ein Schelmenstück um den Lebensclown Hans Zeisig - einer Figur, die Michael "Bully" Herbig auf den Leib geschrieben wurde. Jürgen Vogel als Hitler-Parodist und Thekla Reuten als Kommunsiten-Kämpferin sind ebenfalls Spitzenklasse. Leander Haussmanns irrwitzige Groteske - todernst und urkomisch zugleich - kann es durchaus mit den Sketches Karl Valentins oder den Filmen eines Charlie Chaplin aufnehmen.
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