J. Edgar USA 2011 – 137min.
Filmkritik
Wer die Geschichte nicht kent...
Clint Eastwood verfilmt das Leben des FBI-Gründers J. Edgar Hoover, lässt aber weite Teile seiner geheimnis- und skandalumwitterten Biografie verborgen.
Fast 40 Jahre lang war J. Edgar Hoover (Leonardo DiCaprio) FBI-Chef. Er überlebte acht Präsidenten und drei Kriege und war mit fragwürdigen Methoden für die Sicherheit "seines" Landes besorgt. Erzählt durch die Augen des Protagonisten begleitet der Film Hoover von seiner Jugend, über seinen Aufstieg in der Regierung bis zu seinem Tod 1972. Im Zentrum stehen seine Abhängigkeit von der dominanten und homophoben Mutter (Judy Dench) und die Beziehungen zu seinem Stellvertreter Clyde Tolson (Armie Hammer) und der Sektretärin Helen Gandy (Naomi Watts).
Regisseur Clint Eastwood und Drehbuch-Autor Dustin Lance Black (Milk) versuchen, zwischen Tratsch, Spekulation und Fakten den Charakter des Mannes herauszuschälen, der die Öffentlichkeit scheute wie der Teufel das Weihwasser. Der Film beschreibt mit viel Sorgfalt Hoovers verzweifelte Suche nach Anerkennung von der autoritären und richtenden Mutter und spekuliert nur darüber, weshalb sich Hoover die Körperlichkeit seiner innigen Beziehung und Freundschaft zu Tolson nicht auszuleben traute.
Am stärksten ist der Film dann, wenn er Hoovers Panikmache als Druckmittel entlarvt. Seine Hetzjagd gegen die Kommunisten scheint als Vorlage dafür gedient zu haben, wie die Bush-Regierung nach dem 11. September mit vermeintlichen Terroristen umgegangen ist. Leonardo DiCaprio, der während weiten Strecken des Films mit Unmengen von Latex in den alten Hoover verwandelt wird, liefert eine schauspielerische Meisterleistung. Für Armie Hammers Maske scheint jedoch weniger Zeit und Geld investiert worden zu sein. Der alternde Tolson wirkt oft, als hätte er eine Halloween-Maske auf.
Mit J. Edgar beweist Clint Eastwood einmal mehr, weshalb er einer der führenden Regisseure Hollywoods ist. Der Film ist die sensible Charakterstudie eines Mannes, der viele der noch heute geltenden Praktiken des Kriminalwesens der USA eingeführt hat, persönlich aber ein machthungriger Profilneurotiker war, der seine Position ständig misbrauchte. Der Film widersteht der Versuchung, aus Hoover einen Bösewicht zu machen oder die Gerüchte über seine Vorliebe für Frauenkleider auszuschlachten, und er beantwortet auch die Frage nicht schlüssig, ob er und sein Stellvertreter mehr als nur Arbeitskollegen waren.
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Kommentare
Interessanter Einblick in die neuere amerikanische Geschichte. De Caprio in Höchstform.
Spannend und interessant. Dieser Film zeigt auch die negativen Charakterzüge des Herrn Hoover sehr eindrücklich.
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