Männerherzen... und die ganz ganz große Liebe Deutschland 2011 – 107min.
Filmkritik
Aufgewärmter Herrenwitz
Das deutsche Kino hat sich in den vergangenen Jahren in einen Komödiantenstadl verwandelt - ein Zustand, den man zuletzt in den 90er Jahren beobachten konnte. Treibende Kraft damals wie heute: Til Schweiger, der längst nicht mehr nur Star der entsprechenden Filme ist, sondern oft genug auch hinter der Kamera die Fäden in der Hand hält.
Mit seinem Sensationserfolg Keinohrhasen gab er das Muster vor, dem seither von Simon Verhoeven bis Matthias Schweighöfer auch die gleichfalls inszenierenden Darsteller-Kumpel folgen: In harmlos-flachen Herrenwitzen und weichgespülter Werbeoptik entdecken Kerle in der Krise den wahren Mann in sich.
Verhoeven gelang 2009 mit Männerherzen der bislang charmanteste Beitrag zu diesem Genre, eine Fortsetzung war wohl nur eine Frage der Zeit. Und so knüpft Männerherzen... und die ganz, ganz große Liebe nun fast nahtlos an den Vorgänger an. Playboy Jerome (Til Schweiger höchstselbst) kommt auf der Suche nach echter Liebe bei den Eltern auf dem Dorf unter, Philip (Maxim Mehmet) stellt sich zusammen mit Freundin Nina (Jana Pallaske) dem Thema Schwangerschaft, Niklas (Florian David Fitz) kann das Ende seiner Beziehung nicht aufhalten und sucht den Kontakt zu seiner Ex-Affäre und Günther (Christian Ulmen) tut sich immer noch schwer mit der inzwischen allein erziehenden Susanne (Nadja Uhl).
Außerdem ist da natürlich Schlagersänger Bruce Berger (Justus von Dohnanyi), exaltiert und sexuell ambivalent wie eh und je. Im ersten Teil war er der heimliche Star der Geschichte, eine vermeintliche Nebenfigur die sich als echtes As im Ärmel erwies. In der Fortsetzung nun steht er symptomatisch für das Problem des gesamten Films. Denn so wie er plötzlich zu einer treibenden Kraft des Drehbuchs aufgestiegen ist und gleich zu Beginn mit einem seiner Songs auftrumpfen darf, so scheint Verhoeven dieses Mal nicht viel mehr eingefallen zu sein, als alle gelungenen Einfälle vom letzten Mal einfach zu wiederholen - und dann bis zum Allerallerletzten bisschen auszureizen.
Wo Verhoeven vor zwei Jahren eine größtenteils gelungene Mischung aus augenzwinkernden Überspitzung, schlichten Schenkelklopfern und dem nötigen Quäntchen Glaubwürdigkeit gelang, versandet Männerherzen... und die ganz, ganz große Liebe in öden Plattitüden, unangenehmen Karikaturen und einem Übermaß an Albernheit. Am besten kommt noch Schweiger selbst weg, dessen Figur die authentischsten Gefühle vergönnt sind. Doch allgemein sucht man gelungene Gags und originelle Ideen fast so vergeblich wie in dessen eigenem Komödien-Sequel Zweiohrküken.
Dein Film-Rating
Kommentare
Justus von Dohnanyi ist seiner Paraderolle - was haben wir gelacht.
PS. Der Cineman-Filmkritiker ist wohl mit dem falschen Bein aufgestanden...
Spielt mit den Klischees. Sympathische, liebenswerte Schauspieler - vor allem weil Til Schweiger mehr im Hintergrund agiert.
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