Die drei Musketiere Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, USA 2011 – 110min.
Filmkritik
Ein Klassiker in neuer Dimension
Wer im Online-Lexikon Wikipedia nachsieht, der findet dort über 20 Verfilmungen des Klassikers von Alexandre Dumas verzeichnet, dazu einige Fernsehserien sowie Musical- und Operetten-Versionen. Warum also nimmt man sich als Regisseur der Sache noch ein weiteres Mal an? "Jede Generation braucht nun einmal ihren Musketier-Film", lautet ganz lapidar die Antwort von Paul W.S. Anderson, "denn die Themen dieser Geschichte kommen nie aus der Mode."
Für sein 3D-Werk The Three Musketeers hält er sich zunächst einmal relativ eng an die literarische Vorlage. Athos (Matthew Macfayden), Portos (Ray Stevenson) und Aramis (Luke Evans) haben ihre besten Tage hinter sich und werden zum Schutz des französischen Königreichs kaum noch gebraucht. Stattdessen setzt der intrigante Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) - stets darum bemüht, die Macht des jungen Regenten auszuhöhlen – auf seine eigenen Truppen. Als es allerdings den jungen, tollkühnen D'Artagnan (Logan Lerman) nach Paris verschlägt und alte Musketier-Widersacher wie Milady de Winter (Milla Jovovich) oder der Duke of Buckingham (Orlando Bloom) auf der Bildfläche auftauchen, heißt es doch bald wieder: alle für einen, einer für alle.
Doch ganz ohne Neuerungen kommt auch Paul W.S. Anderson nicht aus, weswegen Literatur- und Geschichtspuristen wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden! Denn in einem historischen Vorgriff von gut einem Jahrhundert lässt der sonst auf Horror- und SciFi-Filme wie Alien vs. Predator oder Resident Evil spezialisierte Regisseur doch tatsächlich Luftschiffe zum Einsatz kommen. Aber siehe da, unter Action-Gesichtspunkten funktioniert dieser Kniff nicht zuletzt angesichts einer turbulenten Schlacht über den Wolken eigentlich ziemlich gut, auch die Kostüme, die Kulissen (gedreht wurde ausschließlich in Deutschland) und die 3D-Effekte überzeugen.
Schwächeln tut der temporeich modernisierte Abenteuerfilm eher anderswo, etwa bei den Figuren und Darstellern. Zu viele bleiben karikaturenhaft, speziell den Musketieren mangelt es an Charisma, und Christoph Waltz sollte dringend aufpassen, sich nicht dauerhaft auf die gleichen Klischees festlegen zu lassen. Ganz abgesehen davon, dass man vor allem hinsichtlich des stets augenzwinkernden Humors viel zu oft merkt, wie krampfhaft Anderson auf das große, aber eben schwer erreichbar Vorbild Pirates of the Carribean schielt, so dass echte Lässigkeit es meistens schwer hat.
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