Wir kaufen einen Zoo USA 2011 – 124min.

Filmkritik

Zufällig Zoobesitzer

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Der britische Reporter Benjamin Mee suchte eigentlich nur einen Alterswohnsitz für seine Mutter und kaufte letztlich einen heruntergekommenen Tierpark, den er seither mit seiner Familie betreibt. Über seine unerwartete Wandlung zum Zoodirektor hat er ein Buch geschrieben - für Hollywood natürlich ein gefundenes Fressen.

Allerdings hat Regisseur Cameron Crowe We Bought a Zoo vom verregneten Süden Englands ins sonnige Kalifornien verlegt. Aber auch bei ihm ist Mee (Matt Damon) ein Abenteuer-Journalist und Vater zweier Kinder, die er nach dem Krebstod seiner Frau alleine aufzieht. Dass zum Neuanfang im Traumhaus auch noch Löwen, Bären, Affen und andere Tiere gehören, weckt in ihm eher die Abenteuerlust als Zukunftsängste. Zumal Töchterchen Rosie (Maggie Elizabeth Jones) - anders als der pubertierende Sohnemann Dylan (Colin Ford) oder Benjamins pragmatischer Bruder (Thomas Haden Church) - begeistert ist. Dass Tierpflegerin Kelly (Scarlett Johansson) nicht nur etwas von ihrem Job versteht, sondern auch noch blendend aussieht, ist natürlich ebenfalls nicht zu verachten. Doch ein Spaziergang wird die geplante Neueröffnung des Zoos deswegen beileibe nicht.

Wie zu allen seinen Filmen hat Crowe, dessen letzter Spielfilm die 2005 gefloppte Tragikomödie Elizabethtown war, auch zu We Bought a Zoo selbst das Drehbuch geschrieben. Und doch muss man feststellen: Noch keiner seiner Filme wirkte so unpersönlich, scheint so sehr am Marketing-Reißbrett entworfen wie dieser. Von der nicht ideal besetzten Scarlett Johansson und der dauer-altklugen Tochter über das amouröse Aufblühen des Sohnes und den allzu skurrilen Kontrolleur vom Amt bis hin zum dauer-goldenen Sonnenlicht mangelt es an allen Ecken an Authentizität, um auch ja den Feel-Good-Faktor nicht zu gefährden.

All das macht die Sache nicht automatisch zu einem schlechten Film. Matt Damon beweist einmal mehr, dass kaum ein anderer Hollywood-Star dieser Tage so uneingeschränkt zum Sympathieträger taugt wie er, und Cameron Crowe zeigt wie schon in der Vergangenheit ein gutes Gespür für die Gratwanderung zwischen Tragik, Witz und Romanze. Beim Umgang mit dem Thema Trauer wählt er einen vergleichsweise kitschfreien, ernsthaften und hoffnungsvollen Tonfall, der Mees Bestseller durchaus gerecht wird. Auf das zaghafte Anbandeln von Zoo-Besitzer und Tierpflegerin hätte man dagegen auch verzichten können. So ist We Bought a Zoo letztlich zwar ein harmlos-netter Familienfilm, aber eben auch die erneute Bestätigung, dass das Leben nicht nur die besten Geschichten schreibt, sondern sie meist auch noch eine Ecke packender erzählt als es das Kino je könnte.

15.05.2012

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Nichts grossartiges, aber emotional und unterhaltsam.


riexx75

vor 10 Jahren

vorhersehbar, aber gute unterhaltung für die ganze familie


Urs23

vor 11 Jahren

Obwohl die Handlung klar vorhersehbar ist, empfiehlt sich der Film für einen netten DVD-Abend.


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