CH.FILM

Césars Grill Ecuador, Deutschland, Schweiz 2012 – 88min.

Filmkritik

Wie der Vater, so der Sohn

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Der Ecuadorianer Dario Aguirre emigrierte als junger Mann nach Hamburg, wo er Kunst und Film studierte und nun eine Karriere als Filmschaffender macht. Nach langen Jahren in der Fremde lockte ihn die Notlage des Vaters - ein Grill-Restaurantbetreiber in grossen finanziellen Schwierigkeiten - temporär in die Heimat zurück. Vordergründig ging es um das Geschäftliche. In Tat und Wahrheit aber um die Annäherung zweier Männern, die sich scheinbar hoffnungslos entfremdet hatten.

Er sei, meint Filmautor Aguirre, in Deutschland Vegetarier geworden und habe mit den Grillspezialitäten des Papas nichts am Hut. Dario hatte zehn Jahre lang nur mit der Mutter am Computer kommuniziert und sich über das Familienleben informiert. Die Lage spitzte sich zu, als sie den Gatten verliess, weil sie mit den Verhältnissen nicht mehr zu Schlage kam. Dann rief das Familienoberhaupt endlich persönlich den Sohnemann an und bat um Rat. Das war für ihn die Initialzündung für den Trip in die Stadt Ambato. Aguirre dokumentierte ihn als Chronist seiner selbst mit der Kamera. Und entstanden ist ein autobiographisch motiviertes, von melancholischem Humor durchwirktes Werk.

Es zeigt, wie sich der Rückkehrer bemüht, die veraltete Infrastruktur des Restaurants aufzupeppen, um die Schuldenlast abzubauen. Ein schwieriges Unterfangen, weil der Senior lauernd darauf wartet, dass ihm der Sohn Ideen, Anregungen und Vorschläge präsentiert. Um sie dann mit mehr oder weniger plausiblen, bauernschlauen Begründungen und machohafter Arroganz abzuschmettern. Dass Dario Aguirre fast resigniert, verwundert nicht. Aber ein Schicksalsschlag lenkt die Geschichte in eine andere Bahn: Die Mutter erkrankt an Krebs und stirbt während der Dreharbeiten im Spital. Nun sind Vater und Sohn in der Trauer auf eine andere Art noch schicksalhafter verbunden. Und auf einer Reise zum Elternhaus des Vaters kommt es zu einer kaum mehr für möglich gehaltenen Annäherung: Zwei Meister der Nicht-Kommunikation gehen aufeinander zu.

Wohlgemerkt: Césars Grill ist ein Dokumentarfilm, aber er würde locker auch als Fiktion funktionieren. Die Geschichte ist schlüssig, die Handlung ist von wenigen Längen abgesehen spannend, emotional, dramaturgisch klug. Und dem talentierten Aguirre gelingt es exzellent, Selbstfindung und seine Beziehung zum verschlossenen Vater (der in der Wesensart so etwas ist wie sein Alter Ego) unaufgeregt, unpathetisch abzubilden: Césars Grill ist eine charmante, herzwarme Filmdelikatesse über Versöhnung und Nächstenliebe.

16.04.2013

4

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Kommentare

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fanya

vor 11 Jahren

Tragisch und komisch zugleich. Ein Familiendrama, das auch als Spielfilm funktioniert hätte. Ein behutsames Portrait, das universelle Themen wie Sprachlosigkeit, Einsamkeit und Entfremdung aufgreift und sie zwischen den Zeilen eindrücklich inszeniert.


Dann007

vor 11 Jahren

authentisch und anspruchsvoll, toll!


Gina Buess

vor 11 Jahren

fand ich nicht so gut.


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