Life of Pi USA 2012 – 127min.

Filmkritik

Schiffbruch ist anders

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Es gab im Kinojahr 2012 etliche Regisseure auf der Suche nach dem ganz großen Epos, das die Sinne seines Publikums von der Leinwand herab zu überwältigen versucht. Auch Ang Lee und sein neuer Film gehört fraglos in diese Reihe, bei der es vermutlich nicht ohne Zufall um Adaptionen vermeintlich unverfilmbarer Romane handelt. Doch von der Konkurrenz setzt sich der taiwanesische Oscar-Gewinner meilenweit ab.

Lee hat sich Yann Martels Bestseller Life of Pi vorgenommen, dessen Plot relativ schnell erzählt ist. Der indische Teenager Piscine Molitor Patel (Suraj Sharma), genannt Pi, bricht zusammen mit seiner Familie auf einem Frachtschiff Richtung Kanada auf, wo die Familie ein neues Leben beginnen will. Mit an Bord: sämtliche Tiere des Zoos, den Pis Vater betreibt. Doch dann geschieht das Unglück. In einem Sturm sinkt das Schiff - und Pi findet sich als einziger Überlebender auf einem Rettungsboot mitten im Ozean wieder. Wobei er so ganz allein eben auch nicht ist. Denn auch Richard Parker hat sich in das Boot gerettet. Nur dass der eben kein Mensch, sondern ein gefährlicher bengalischer Tiger ist.

Diese beiden Charaktere - und das ist durchaus auch die für das per CGI animierte Raubtier richtige Bezeichnung - stellen das Zentrum von Life of Pi dar, und in den Händen von Ang Lee braucht es tatsächlich nicht viel mehr für ein Meisterwerk. Ihnen beim Überlebenskampf auf hoher See zuzusehen ist spannend wie ein Thriller, aber überraschenderweise auch immer wieder umwerfend komisch. Und angesichts Pis Interesse an sämtlichen großen Weltreligionen sowie seiner vermeintlich aussichtslosen Situation auch in großem Maße spirituell. Das muss man mögen, um mit Haut und Haar in diesen Film hineingezogen zu werden. Doch die Leinwandpräsenz des Schauspiellaien Sharma und nicht zuletzt die beeindruckenden Bilder (in einer 3D-Qualität, die ihresgleichen sucht) machen es einem leicht, sich auch sonst für Life of Pi zu begeistern.

Vor allem visuell begibt sich Lee mit Sonnenaufgängen in Orange und leuchtenden Quallen durchaus immer wieder an den Rand des Kitsches. Aber das verzeiht man ohne mit der Wimper zu zucken. Denn verdammt noch mal ist dieser Film wunderschön. Und so überwältigend opulent. Selbst das Wasser, sonst immer die Achillesferse aller CGI-lastigen Filme, sieht perfekt aus. Selten haben sich also Phantasie und Technik so famos ergänzt wie im Falle von Life of Pi. Nur für die laue Rahmenhandlung, in der ein erwachsener Pi (Irrfan Khan) einem Reporter seine Geschichte erzählt, gibt es einen Punktabzug.

27.10.2014

4

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Kommentare

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seunglee

vor 10 Jahren

poetisch und schön! Auf der grossen Leinwand eine Wucht. Hat mir sehr gut gefallen.


Paboga

vor 10 Jahren

Wunderbare Geschichte, den Film muss man verstehen!
Schöne Aufnahmen.


Schlosstaube

vor 10 Jahren

Lohnt sich nicht. Ist Langweilig und eine lahme Story.


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