Spieglein, Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen USA 2012 – 106min.

Filmkritik

Unausgegorenes Kuddelmuddel

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Tarsem Singh hat "Schneewittchen" als quietschbunte Komödie verfilmt - inklusive Musicalnummer zum Finale. Das ist angesichts der bisherigen Filme des Regisseurs eine überraschende Entscheidung. Richtig Sinn machen will sie nicht.

Der Plot entspricht im Großen und Ganzen der hinlänglich bekannten Vorlage. Nachdem ihr Vater, der König, verschwunden ist, verbringt Schneewittchen (Lily Collins) ihre Jugend eingesperrt im Schloss, während ihre fiese Stiefmutter (Julia Roberts) das in Trauer, Furcht und Armut erstarrte Land mit kalten Herz und reichlich Eigennutz regiert. Pünktlich zum 18. Geburtstag befiehlt sie den Mord an ihrer Konkurrentin um den Thron, doch Handlanger Brighton (Nathan Lane) setzt das Mädchen stattdessen in den dunklen Wäldern aus. Dort wird Schneewittchen von den räuberischen sieben Zwergen zu einer selbstbewussten Kämpferin erzogen - und läuft auch dem ebenso reichen wie charmanten Prinzen Alcott (Armie Hammer) über den Weg. Auf genau den allerdings hat auch ihre Stiefmutter ein Auge geworfen, die alsbald Wind von Schneewittchens Überleben bekommt.

Mit seinen ersten drei Filmen The Cell, The Fall und Immortals hat sich Tarsem Singh einen Namen als eigenwilliger Regisseur gemacht, dem im Zweifelsfall ein spektakuläres Bild mehr wert ist als die Geschichte. Dass er mit Humor bislang nichts am Hut hatte, merkt man Mirror Mirror schmerzlich an. Zwischen Satire, zahmem Familienspaß und Augen zwinkerndem Kitsch sucht der Film vergeblich einen stimmigen Tonfall. Das Ergebnis ist nicht unbedingt langweilig, aber ein unausgegorenes Kuddelmuddel, in dem jeder der Darsteller andere Anweisungen erhalten zu haben scheint.

Julia Roberts zumindest bewegt sich mit ihren dick aufgetragenen Pointen am Rande der Parodie auf einer vollkommen anderen Ebene als Lily Collins' niedliche Prinzessin. Selbst Singhs Talent fürs Visuelle bietet dieses Mal keinen Halt im erzählerischen Chaos: zu spärlich kommen die Aha-Momente, zu schwachbrüstig fallen die CGI-Szenarien im Vergleich zu Disneys kaum weniger buntem Zeichentrickklassiker Snow White and the Seven Dwarfs von 1937 aus. Immerhin: die aufwändigen Kostüme der begnadeten, im Januar verstorbenen Designerin Eiko Ishioka beeindrucken.

08.03.2024

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Kommentare

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holiday88

vor 11 Jahren

Witzige Verfilmung mit charmanter Besetzung! Empfehlenswert!


winigsa

vor 12 Jahren

Gute Unterhaltung, mehr aber auch nicht.


blurry

vor 12 Jahren

Nicht mein Ding. Hab mehr erwartet, Julia Roberts war zwar lustig aber naja...


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