Paris Manhattan Frankreich 2012 – 78min.

Filmkritik

Neurotisches Paris

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Paris-Manhattan ist das Regiedebüt von Sophie Lellouche, die sich ein großes Vorbild genommen hat: Woody Allen. Ihm will sie mit ihrem Werk nicht nur gerecht werden, sondern zugleich auch ein Denkmal setzen. Das Problem: Woody überlagert den Film vollständig.

Die Apothekerin Alice (Alice Taglioni) ist zwar glücklich, aber auch allein. Als riesiger Fan von Woody Allen führt sie Zwiegespräche mit ihrem Idol und nimmt dessen Filme als Wegweiser für alle Lebenslagen. Im Grunde weiß sie, dass Woody Allen der Mann für sie ist, doch dann lernt die Mittdreißigerin den attraktiven Victor (Patriel Bruel) kennen. Urplötzlich ist ihr Interesse geweckt und sie möchte von ihrem Traummann erobert werden. Doch der scheint keinerlei Interesse an der Apothekerin zu haben. Und so fragt sich Alice, ob sie auch hierfür in den Filmen des Stadtneurotikers eine Lösung finden wird.

Gut vorstellbar, dass Lellouche im wahren Leben wie ihre Figur Alice ist. Die redet nämlich in einer Tour nur von Woody Allen und versucht gar, Kunden ihrer Apotheke davon zu überzeugen, dass so mancher Allen-Film im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten Wunder wirkt. Sieht man Alice, dann ist Allen - zumindest im Geiste - nicht weit entfernt. Aber auch deswegen leidet der Film unter dem großen Vorbild, denn einerseits erreicht er nie die Qualitäten der besseren Allen-Werke, andererseits verliert er gewaltig an Eigenständigkeit.

Wo Lellouche wohl eine Hommage an den neurotischen Woody im Sinne hatte, ist letzten Endes ein Film herausgekommen, der mit dem Vorbild nicht konkurrieren kann. Dafür ist die Geschichte der jungen Französin zu seicht und zu sehr den Mechanismen einer romantischen Komödie verpflichtet. Zwar wird das mit teils recht spritzigen Dialogen aufgefangen, aber erst am Ende kristallisiert sich so etwas wie filmische Magie heraus, die dann tatsächlich auch dem kreativen Geiste eines Woody Allen entsprungen sein könnte. Da ist es nur konsequent, dass Allen den Film mit seiner Anwesenheit beehrt. Immerhin kann und darf man ruhig auch selbst agieren, wenn einem schon ein Denkmal errichtet wird.

Paris-Manhattan ist ein etwas ungelenker Versuch, Woody Allen durch die Augen einer deutlich jüngeren französischen Filmemacherin zu channeln. Das ist nicht immer überzeugend, aber zumindest kurzweilig. Ein vergnüglicher Kinoabend, der in die Stadt der Liebe entführt, ist gesichert. Allein, wer schon mit den Filmen von Woody Allen selbst nichts anfangen kann, der wird auch an Paris-Manhattan keine Freude haben.

18.02.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 7 Jahren

Kurzweilige und Liebenswerte Homepage an Woody Allen und alle Filmfreaks.Die Love/Story kommt locker und mit famos/witzigen Dialogen daher.


anabah

vor 11 Jahren

Süsser Film, der sehr viel französischen Charme versprüht. Sehr sympathische Hauptdarstellerin.


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