Rebelle Kanada 2012 – 90min.

Filmkritik

Das Herz der Dunkelheit

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

"Wenn Du sie nicht tötest, werde ich es tun. Mit einer Machete. Sie werden sehr leiden", erklärt einer der Soldaten der zwölfjährigen Komona. Ihre Eltern ermutigen sie, dem Befehl zu folgen. Komona drückt ab, und so beginnt ihr Leben als Kindersoldatin. Die kanadische Produktion stand 2013 im Rennen um den Auslands-Oscar.

Komona ist 14 Jahre alt. Sie erzählt ihrem ungeborenen Kind davon, wie sie als Zwölfjährige aus ihrem Dorf verschleppt wird. Man macht sie zur Kindersoldatin, die mit den Rebellen gegen die Regierungstruppen kämpfen muss. Als der Gegner einen Hinterhalt im Dschungel vorbereitet, kann Komona ihre Leute warnen, da sie Geister gesehen hat, die wiederum sie warnten. Der Anführer der Rebellen macht sie zu seiner Kriegshexe. Doch in einer Welt des Aberglaubens und der Brutalität verliert das Leben schnell an Wert. Komona will diesem Schrecken entkommen.

Der Film befasst sich mit einem unangenehmen Thema, vor dem die Welt nur zu gerne die Augen verschließt. Kinder zu Soldaten zu machen, heißt auch, ihre Zukunft zu töten, selbst wenn sie die Kämpfe überleben sollten. Die physischen Narben mögen irgendwann verblassen, die seelischen Schäden bleiben jedoch zurück. Ein solches Leben fordert seine Konsequenzen, es kann niemals abgeschüttelt werden. Das zeigt Autor und Regisseur Kim Nguyen eindrucksvoll, als er in der zweiten Hälfte seiner Geschichte seiner Hauptfigur so etwas wie Normalität beschert, aber nie einen Zweifel daran aufkommen lässen, dass dies alles nur eine Fassade ist.

Bemerkenswert ist Rebelle auch, weil der Film nicht nur eine Geschichte über das Töten erzählt. Er stellt die Brutalität eines in Gewalt versinkenden Landes einem tiefverwurzelten Aberglauben gegenüber. Das ist ein ungewöhnlicher Bestandteil der Geschichte, der aber auch sehr schön illustriert, dass es ein anderer Kulturkreis ist. Dass die Menschen an Magier und Glücksbringer glauben, ist vielleicht sogar das Einzige, was in einem Land, das im Krieg versinkt, auch nur halbwegs Sinn ergibt. Mit dem Aberglauben kommt Hoffnung, die aber nur zu leicht vergehen kann.

Rebelle ist ein immens authentischer Film, der das Grauen dieser Geschichte fast körperlich, auf jeden Fall sensorisch spürbar werden lässt. Nguyen lässt in Schlüsselmomenten den Ton verstummen. Nur die Bilder sprechen noch und legen Zeugnis ab vom Schock, den die Hauptfigur empfindet. Danach ist nichts mehr, wie es war. Das Leben geht nicht einfach weiter, manches wirkt für immer nach.

17.02.2024

4

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Ein sehr eindrücklicher Film, wirkt echt, packend aber auch niederschmetternd. Grosses Kino.


88fabian88

vor 11 Jahren

einfach beeindruckend! stimmt einen sehr nachdenklich


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