Renoir Frankreich 2012 – 111min.

Filmkritik

Sinfonie in Farben

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

1915, ein Sommer an der Côte d'Azur. Der Maler Pierre-Auguste Renoir, sein Sohn Jean, der später ein berühmter Filmregisseur wurde, und das Modell Andrée leben zusammen in einer Landidylle. Sie ist der Kristallisationspunkt in Gilles Bourdes' malerischem Liebesfilm der kunstsinnigen, sinnlichen Art.

Eine junge unbeschwerte Frau auf dem Velo. Sie radelt zu einem Landsitz. Dort erwartet man das Model. Der hochbetagte und von schwerer Gicht geplagte und behinderte Maler Pierre-Auguste Renoir (Michel Bouquet) erhofft sich Inspiration durch das neue Model. Meister Renoir, Schwerenöter und als Impressionist gross geworden, ist mehr oder weniger an den Rollstuhl gebunden und kann seine Lust nur noch beim Malen ausleben.

Die selbstbewusste Andrée (Christa Théret) sorgt für Anreiz und Belebung. Sie träumt davon, Schauspielerin zu werden, und schürt das Feuer im alten Künstler, neidisch beobachtet von einer Heerschar weiblicher Bediensteter. Als der im Krieg verletzte Renoir-Sohn Jean (Vincent Rottiers) zum Genesungsurlaub heimkehrt, knistert es zwischen dem Aktmodell und dem Kriegsversehrten. Jetzt buhlen Vater und Sohn um Andrée, die ihnen neuen Lebensmut und Lebenslust schenkt. Sie bietet dem Maler ihre samtweiche Haut, ihren Körper, ihre Hingabe - platonisch - und ihr Herz dem Sohn, mit dem sie die Leidenschaft fürs junge Kino teilt.

Sie nimmt ihm das Versprechen ab, seine Muse zu werden, und bestärkt ihn in seinem vagen Bestreben, Filme zu schaffen. Später wird Catherine Hessling, geborene Andrée Heuschling, tatsächlich bis 1930 seine Hauptdarstellerin. Doch das ist hier nicht das Thema. Im malerischen Spielfilm von Gilles Bourdos richtet sich der Fokus auf die Dreierkonstellation, Renoirs Liebe zur (weiblichen) Schönheit, Sinnlichkeit und Kunst. "Schmerz geht, Schönheit bleibt", sinniert Renoir einmal, den die Lust am Malen und an Frauen bis zu seinem Tode 1919 arbeiten lässt.

Wenn man die Bilder Renoirs und den Film betrachtet, scheint es, als hätte der 50-jährige Regisseur Bourdos aus Nizza genau den Ton, sprich die Farbe jener Schaffensphase getroffen. Eine harmonische Landidylle in Pastell, eine Sinfonie in Farben, die nur dann in düstere Töne getaucht wird, wenn sich der Mann mit dem schlohweissen Bart mit seiner Krankheit herumschlägt. Es ist ein intimes Drama über Vater und Sohn Renoir, doch Kristallisationspunkt, Antrieb und Konfliktauslöser ist Andrée, die letzte Muse Renoirs, welche Alt und Jung vereint. Der Film, dezent sinnlich und melancholisch, macht Lust, mehr über den Filmer Renoir und seine Muse Andrée Heusching zu erfahren. Doch das ist ein anderes Thema und wäre ein anderer Film.

07.05.2024

4

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Kommentare

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telecommande

vor 11 Jahren

Schöne Aussichten, tolle Schauspieler.
Eine schöne Liebesgeschichte...


Heptig

vor 11 Jahren

Im Grunde genommen ein langweiliger Film. Kunst hin oder her.


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