7 Psychos Grossbritannien, USA 2012 – 107min.
Filmkritik
Sieben Spinner und ein Hündchen
Mit In Bruges hat Martin McDonagh gezeigt, dass ein Gangsterfilm auch mal ganz unaufgeregt und elegant daherkommen kann, ohne dass er anderen Filmen in Sachen Witz und roher Gewalt nachstehen würde. Bei seinem neuen Film betreibt McDonagh nun eine Art Standortbestimmung für das Genre. Das tut er bisweilen brillant, aber auch etwas überambitioniert.
Man kennt diese englischen Gangstergrotesken, wie sie etwa Guy Ritchie einst drehte: Ein eigentlich ganz sympathischer Kleinkrimineller gerät harten Gangstern in die Quere und das Chaos bricht aus. Das Ganze wird schwungvoll erzählt und ist mit Witz, verrückten Dialogen und ordentlich Gewalt gespickt. Man kennt das Rezept, sieht solche Filme aber dennoch immer wieder gerne - besonders wenn sie mit derart tollen Schauspielern und grossartigen Dialogen aufwarten können wie Seven Psychopaths.
In diesem Gaunerfilm erzählt Martin McDonagh von einem Drehbuchautor in Hollywood, dessen Kumpel sich mit Hunde-Entführungen etwas dazuverdient. Während das Drehbuch nicht vorankommt - ausser dem Titel "Seven Psychopaths" steht eigentlich noch gar nichts - läuft das Hundeentführer-Business ausgezeichnet. Doch dann entführt der Kumpel den Lieblings-Schosshund eines knallharten und ziemlich verrückten Gangsterbosses und die beiden geraten in Gefahr. Für diese Story bietet McDonagh ein Ensemble an charismatischen und spielfreudigen Schauspielern auf: Colin Farrell, Sam Rockwell, Woody Harrelson und Christopher Walken bringen den nötigen Witz mit, der diesen Streifen zusammen mit den cleveren Dialogen zu einem grossen Vergnügen macht.
Doch eine Gangsterkomödie nach bewährtem Muster ist McDonagh zu wenig - er hat weit mehr vor: Er möchte mit seinem Film eine Art Standortbestimmung für das Genre machen und hievt dafür das Geschehen auf die Meta-Ebene: Denn der Film, den wir sehen, ist jener, für den die Hauptfigur gerade das Drehbuch schreibt. So wird viel darüber geredet, wie man denn heute einen Gangsterfilm überhaupt noch erzählen kann: Als düsteren Noir-Krimi? Als trashige Gewalt-Orgie? Als poetische Gesellschaftskritik? Oder einfach in der Mitte abbrechen und die Protagonisten nur noch reden lassen?
Bisweilen gelingen dem Film auch auf dieser selbstreflexiven Ebene interessante oder wenigstens witzige Momente. Doch insgesamt verzettelt sich Seven Psychopaths doch ziemlich auf der Meta-Ebene und kommt dann phasenweise überambitioniert und angestrengt daher. Das erstaunt, glänzte doch McDonaghs Erstling In Bruges mit eleganter Unaufgeregt- und Entspanntheit. Doch so verpasst Seven Psychopaths die hoch gesteckten Ziele. Das etwas weniger hohe Ziel - eine flotte Gangsterkomödie mit starken Dialogen - schafft er hingegen mit Leichtigkeit.
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Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 10 Jahren
Wie einst in Kiss Kiss Bang Bang versucht man sich im grossen Wirrwarr von Seven Psychopaths zu Recht zu finden. Aber man versucht sich zweifellos selber an die Fersen deren Charaktere zu heften, die verzweifelt sind ihr Luftschloss in der Realität aufzubauen
Zu Beginn verweilt der Film etwas zu lange bei der Etablierung der 7 Psychos, sowieso nach meiner Meinung ein, zwei Psychopathen weniger auch nicht geschadet hätten. Dann allerdings wird es eine spassige Wahnsinnsfahrt mit erstklassigen Darstellern und gewohnt spritzigen Dialogen.
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