Amazonia Brasilien, Frankreich 2013 – 90min.

Filmkritik

50 Shades of Green

Filmkritik: Eduard Ulrich

Thierry Ragobert präsentierte in The White Planet den Lebensraum der Arktis in eindrucksvollen Bildern ohne Disneysierung der Tierwelt und ohne auszurutschen. Wenn er mit einem vergleichbaren Konzept nun den unendlich komplexeren Amazonas-Regenwald besucht, riskiert er, in der Fülle der Pflanzen und Tiere zu ertrinken. Mit viel Geduld und moderner Ausrüstung tauchten zwei Kamera-Teams mehr als ein halbes Jahr in der "grünen Hölle" unter und brachten viele schöne Bilder mit, die man nur selten zu sehen bekommt. Die 3D-Technik kompensiert den Verzicht auf Menschen, Dialoge und Dramaturgie leider nicht ganz.

3D ist zwar angesagt, der Produzent des liebevoll gestalteten Pflanzen- und Tierfilms wollte damit aber erreichen, dass sich das Publikum so fühlt, als wäre es selbst vor Ort. Der Amazonas-Regenwald scheint für 3D die ideale Umgebung zu sein, bietet er doch vom Grund der Gewässer bis zu den Baumwipfeln auf jeder Ebene und in jeder Flugrichtung attraktive Sujets.

Vielleicht reduziert aber gerade die gute visuelle Orientierungsmöglichkeit den Wunsch nach dreidimensionaler Darstellung: Jedenfalls wurde auf spektakuläre 3D-Effekte verzichtet, und man kann sich auch gut eine herkömmliche Projektion ohne substantiellen Verlust vorstellen. Ohne Menschen im Bild und ohne Kommentare auf der Tonspur ist es allerdings schwierig, eine Geschichte zu erzählen.

Das wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen, aber der Produzent hatte sich in den Kopf gesetzt, einen animalischen Protagonisten zu küren und eine Geschichte um ihn herum zu konstruieren. So entrinnt nun ein Kapuzineräffchen seiner Käfiggefangenschaft und lernt in der Freiheit den Urwald kennen und dort zu überleben. Eine stringente Erzählung darf man unter dieser Voraussetzung logischerweise nicht erwarten, und oft wirkt das Geschehen wie beim Blick in ein Aquarium. Die handwerklich wunderschönen Bilder, die leuchtenden Farben, die klangreiche Tonspur laden uns ein zu verweilen, aber sie führen uns nirgends hin. Diese Qualitäten könnte man sehr gut - oder vielleicht sogar besser - häppchenweise genießen, die große Form wäre dazu nicht zwingend nötig.

Mit 83 Minuten Spieldauer wird immerhin das junge Publikum nicht überfordert. Die Gefahr, in der sich der Amazonas-Regenwald befindet, wird nur kurz und ohne moralischen Zeigefinger thematisiert. Auch dies ein Pluspunkt des sehenswerten Streifens.

18.02.2024

3

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Kommentare

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audtraveller

vor 10 Jahren

Schöner Doku-Tierfilm. Einige neue Tiere entdeckt im Film. War aber insgesammt nicht immer fesselnd. Aber schön sich einmal anzusehen.


Galadryel

vor 10 Jahren

Atemberaubend schöne Bilder.
Man fühlt mit dem Äffchen mit.
Der 3D Effekt hätte nicht sein müssen but nice to have, lockt evt paar Besucher mehr ins Kino.
Man sieht den wunder schönen Amazonas-Regenwald und vor allem hört man Ihn!!!
Der Ton ist einfach gigantisch man hört jedes Tier Krabbeln, Schmatzen und Ziepen.
Ein sehr schöner Dokumentation film der durch die Bilder und den Klang der Natur sowie dem Sound Brilliert.

Endlich kein quasselnder Disney Affe sondern ein echter! und kein Klugscheißender Redner der einem den ganzen spass am Film nimmt.

Der Film ist wirklich schön und es zeigt wie viel Arten an diesem Plätzchen ein Zuhause gefunden haben. Und was für schützen s Wertes Gut unsere Erde doch ist.Mehr anzeigen


Manuva21

vor 10 Jahren

tolle Bilder:)


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