Der Teufelsgeiger Deutschland, Italien 2013 – 122min.

Filmkritik

David Garrett auf den Spuren von Paganini

David Siems
Filmkritik: David Siems

Vor gar nicht allzu langer Zeit nannte man ihn spöttisch den "David Beckham der Klassik". Jetzt ist aus dem Wundergeiger kein Unterwäsche-Model, sondern ein Schauspieler geworden. In diesem abendfüllenden Spielfilm verkörpert er passenderweise den italienischen Jahrhundertfiedler Niccolò Paganini, der wiederum gerne den Frauen an die Unterwäsche wollte. Ein recht schön ausstaffiertes Biopic für Fans beider Musiker.

Was bisher geschah: David Garrett, Jahrgang 1980, ehemals schnellster Geiger der Welt und mit 773.420 Facebook-Freunden der aktuell größte Popstar der zeitgenössischen Klassik-Szene. Niccolò Paganini (1782-1840), genannt "der Teufelsgeiger", vernaschte die Damen reihenweise und ging qualvoll an Syphilis, Tuberkolose, Unterleibsbeschwerden und Quecksilbervergiftung zugrunde. Zwei Titanen ihrer Zunft werden hier also zusammengeführt, was vom künstlerischen Ansatz her schon mal gelobt werden muss. Denn: Authentischer kann man das Violinespiel auf der Leinwand nicht darstellen.

Im üppig ausstaffierten Kostümfilm des britischen Regisseurs Bernard Rose (der auch schon das Leben von Ludwig van Beethoven auf die Leinwand brachte) hapert es eigentlich nur an wenigen Dingen: Der metrosexuellen Aura von David Garrett kann man wahrlich nichts anhaben, so sieht er halt aus, wäre da nicht der betuliche Gestus von Regisseur Rose, seinen schmucken Star auch über die Hälfte der Filmlänge mit Schlafzimmerblick in, nun ja, Schlafzimmern immer wieder mit stetig wechselnden Gespielinnen zu zeigen. Die zur Schau gestellte Erotik wirkt eher ermüdend als stimulierend.

Mit historischen Fakten nimmt es der Film auch nicht so genau: Paganini schließt hier einen faustischen Pakt mit seinem Manager Urbani (Jared Harris), der den Schützling gegen seinen Willen dem Londoner Publikum präsentieren will. Vor der Konzerthalle kommt es zu Tumulten, denn "dieser Paganini ist ein Verführer und er huldigt dem Teufel!", wie es mehrfach aus der Menschenmenge hallt. Paganini sucht Unterschlupf bei einem britischen Impresario (Christian McKay) und seiner Geliebten (Veronica Ferres). Dort verguckt sich der lüsterne Wundergeiger in die Sängerin Charlotte (Andrea Deck) - sehr zum Argwohn seines Managers, der einen teuflischen Plan ausheckt.

Die gute Nachricht: David Garrett kann an manchen Stellen wirklich schauspielern. Man hatte bereits befürchtet, dass er vor dem Shakespeare und Mad Men-erprobten Jared Harris einknicken würde, doch der Frauenschwarm zeigt hier erstaunliche Qualitäten. Trotzdem ist Der Teufelsgeiger eigentlich nur echten Garrett-Fans zuzutrauen, die hier ihren Lieblingsstar in allen Körperregionen kennenlernen. Ein Musikfilm für Liebhaber.

15.11.2013

3

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Kommentare

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tanu

vor 10 Jahren

David Garrett spielt sehr beeindruckend auf der Geige. Ein wahres Genie, Paganini wäre stolz auf ihn!
Leider ist die Geschichte etwas schwach. Es wird zu wenig über das eigentliche Leben von Paganini erzählt. Unklar ist auch an was für eine Krankheit er gestorben ist.


michel.bossart

vor 10 Jahren

Italiener, die Englisch sprechen?!? Garrett als Geiger super, als Schauspieler... na ja. Die ganze Geschichte etwas seicht und eher unglaubwürdig.


Rockabilly_ZH

vor 10 Jahren

Hauptrolle: perfekte Besetzung! Nicht nur für David Garrett-Fans ein Film-Genuss...


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