Fack Ju Göhte Deutschland 2013 – 119min.
Filmkritik
Pädagogisch wertvoll
Wenn der Ex-Knacki zum Lehrer wird, ist es fertig mit der Kuschelpädagogik: Bora Dagtekins Komödie Fack ju Göhte glänzt vor allem mit miserablen Verhaltensnoten.
Da liegt die Uschi Glas mit verrenkten Gliedern auf dem Pausenplatz. Als Lehrerin Ingrid Leimbach-Knorr hat sie erst das Lernziel der Klasse 10B verfehlt, und jetzt auch noch das Ziel ihres Sprungs aus dem Fenster. Gescheitert ist sie. An Monstern, die nur dicke Autos und Lipp-Gloss im Kopf zu haben scheinen. Und an einer zu geringen Fallhöhe. Trotzdem braucht es einen neuen Dompteur für die Teenager-Raubtiere. Auf Augenhöhe soll ihnen fortan Zeki Müller (Elyas M'Barek) begegnen. Im Fach "Derbheit" ist das kein Problem, ist doch der Mann selbst der Rüpel in persona. Flucht er seine Schäfchen mal nicht an, so schlägt er sie, oder schiesst mit einem Paintball-Gewehr auf sie.
Eine solche Unterrichtsführung erlernt man natürlich nicht in einer pädagogischen Ausbildung. Stattdessen ist Zeki ein lupenreiner Quereinsteiger. Gerade hat er ein Jahr Knast hinter sich gebracht. Nun braucht er Geld – wobei damit nicht der Lehrerlohn gemeint ist, sondern die erbeutete Kohle aus einem Überfall, die Zekis Stripper-Freundin unglücklicherweise dort vergraben hat, wo jetzt die Turnhalle der Goethe-Gesamtschule steht. Schwer abzuschätzen, was mehr an Zekis Energiereserven geht: Tagsüber unterrichten, die Nacht hindurch den Tunnel graben oder die steife Präsenz der überkorrekten Arbeitskollegin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) zu erdulden.
Vom Musiknerd Jack Black in School of Rock über den drogensüchtigen Ryan Gosling in Half Nelson bis zur schnoddrigen Cameron Diaz in Bad Teacher: der Werteverfall in den Leinwand-Klassenzimmern ist offensichtlich. Verhaltensnote ungenügend gibt es auch für Macho-Pauker Müller, herrlich bushidoisch-prollig gespielt von Elyas M'Barek. Als Klassenlehrer ohne Klasse ist er das offensichtliche Minus, dass das Minus 10B braucht, um zum Plus zu werden.
Zwar könnte selbst ein Erstklässler dies voraussagen, wäre der Film denn nicht erst ab 12 freigegeben. Doch so absehbar sein Verlauf ist, so wenig hat man Zeit, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen. Fack ju Göhte ist ein ADHS-Kind von einer Komödie. Das Ritalin ist gut weggeschlossen, wenn hier eine atemlose Schnitt- und Gag-Kadenz vom Zaun bricht. Der Humor bedient sich mit Vorliebe der Bildungsferne, wenngleich sich einige Höhepunkte auch an der Spitze der Schulhierarchie abspielen. Katja Riemanns autokratische Direktorin ist nämlich die köstlich anzusehende Überspitzung der gestrengen Pädagogin, die in ausserordentlichen Fällen aber doch die Fünf gerade stehen lassen kann.
Und Uschi Glas? Die muss in ihrem Kurzauftritt für die Sünden ihrer Jugend einstehen. Damals, als sie in Filmen wie Wir hau'n die Pauker in die Pfanne selbst die Lehrer schikanierte.
Dein Film-Rating
Kommentare
Der Film erinnert mich stark an "Bad Teacher", insofern, dass er ähnlich miserabel ist. Die Charaktere sind leider nicht nur dünn gezeichnet, sie verhalten sich auch noch derart abwegig, dass es einem schwer fällt, sich auf das Gezeigte auch nur halbwegs einzulassen. In einer wackligen Story reihen sich intendierte Kalauer aneinander und das Ganze wirkt viel zu gewollt.… Mehr anzeigen
Cool hätte man solch einen Lehrer in der Schule gehabt!!! Supperr Elyas
Ich gebe dem Film jetzt mal knappe vier Sterne. Für einen deutschen Film, ist er sehr lustig, im amerikanischen Vergleich kann er noch so knapp mithalten. Den Gastauftritt von Farid Band fand ich am coolsten. Schön, dass man auch Deutsch-Rappern eine Chance gibt in Filmen mitzuspielen.
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